Buchcover Kathi Appelt: Lang lebe der Zuckerkönig!

Die Abenteuergeschichte "Lang lebe der Zuckerkönig" spielt irgendwo im Sumpf zwischen Louisiana und...

Rezension von Maya Freytag und Christina Wiesheier

Die Abenteuergeschichte "Lang lebe der Zuckerkönig" spielt irgendwo im Sumpf zwischen Louisiana und Texas, den es zu retten gilt. Bingo und J’miah, die zwei Waschbärenbrüder, sind als offizielle Hüter des Sumpfes ständig auf der Suche nach nach einer neuen Mission und sorgen dafür, dass immer was los ist...

BuchtitelLang lebe der Zuckerkönig!
AutorKathi Appelt; mit Illustrationen von Antje Drescher (aus dem Englischen übersetzt von Birgit Salzmann)
GenreAbenteuer
Lesealter10+
Umfang304 Seiten
EditionAuflage 2014
Verlagmagellan
ISBN978-3-7348-4701-1
Preis14,95 €

Die Abenteuergeschichte "Lang lebe der Zuckerkönig" spielt irgendwo im Sumpf zwischen Louisiana und Texas, den es zu retten gilt. Bingo und J’miah, die zwei Waschbärenbrüder, sind als offizielle Hüter des Sumpfes ständig auf der Suche nach einer neuen Mission und sorgen dafür, dass immer was los ist. Nicht weit entfernt von dem alten Chrysler DeSoto, in dem die beiden zuhause sind, lebt Chap mit seiner Mutter. Dort betreiben sie ein kleines Café und backen die schmackhaftesten Zuckertaschen weit und breit. Plötzlich bricht das geordnete Sumpfleben zusammen. Die Aligatorenringerin Jeager Stitch und Johnny Zaster, der offizielle Besitzer des Sumpfes, wollen das Gebiet in einen riesigen Themenpark verwandeln. Nicht nur Chap und seine Mutter stehen vor einer Herausforderung: auch die Waschbärenbrüder sind über ein immer näher kommendes, lautes Gerumpel besorgt.  Beide verfolgen das Ziel, den geheimnisvollen Zuckerkönig zu finden, denn nur er kann ihnen helfen den Sumpf zu retten. Und schon stecken wir mitten im größten Abenteuer, das die Sumpfbewohner jemals erlebt haben…

»Hey, Kleiner. Ich mach dir ein Angebot. Liefer mir einen Beweis für den Zuckerkönig und ich überlass dir den ganzen verflixten Sumpf.« Dann brach er wieder in Gelächter aus. »Jepp«, sagte er. »Nicht mehr und nicht weniger.« Und zum Abschied fügte er noch hinzu: »Das unterschreib ich dir mit Blut.« 

Chap sah die Tür zuknallen. Seine Brust hob und senkte sich. Ganze fünf Sekunden stand er wie angewurzelt da, bis er schließlich auf die Veranda rannte und zuschaute, wie Jonny und Jaeger in ihre Hummer-Superstretchlimousine stiegen. Als sie zurückstießen und dabei zwei breite Furchen in den roten Schlamm des Parkplatzes gruben, rief er: »Abgemacht!« 

Eins war ihm allerdings klar: Die Wahrscheinlichkeit, dass er und seine Mom ein Boot mit Geld füllen oder einen Beweis für den Zuckerkönig auftreiben würden, war ungefähr genauso groß wie die Wahrscheinlichkeit, dass Schweine fliegen konnten.  

(S. 74)

Spannend, fantasievoll, witzig - der von Kathi Appelt verfasste Roman "Lang lebe der Zuckerkönig" lässt Kinderherzen höher schlagen. 

Von Anfang an gelingt es der Autorin Kathie Appelt Spannung zu erzeugen. Schon durch den Titel und die ersten Kapitel wird die Neugier des Lesers durch das rätselhafte Geheimnis um den Zuckerkönig geweckt. Die kurzen Kapitel fesseln den Leser an das Buch, denn man erfährt immer mehr über die Sumpfbewohner und die Zusammenhänge in der Geschichte. Zu Beginn ist es nicht ganz leicht zu erfassen, wie die einzelnen Hauptfiguren der Geschichte zueinander stehen. Die vielen parallel ablaufenden Situationen, erfordern viel Aufmerksamkeit vom Leser. Nach einigen Kapiteln kann das Geschehen jedoch sehr gut nachvollzogen werden. Insgesamt gelingt es der Autorin, die Figuren lebendig und anschaulich zu beschreiben. Bei den Abenteuern fiebert man regelrecht mit den Waschbärenbrüdern Bingo und J’miah mit. Dabei stehen die beiden nicht als alleinige Helden im Zentrum der Geschichte. Auch der 12-Jährige Chap hat zu Ehren seines Großvaters das klare Ziel, den Zuckerrohrsumpf zu retten. Zusammen mit den tollpatschigen, gefräßigen Waschbärenbrüdern und dem tapferen Chap begibt sich der Leser auf ein aufregendes und witziges Abenteuer im Sumpf. Demzufolge stellen die Waschbärenbrüder, aber auch Chap, Identifikationsfiguren gerade für Jungen dar. Durch die geheimnisvolle Existenz des legendären Zuckerkönigs werden die Hauptfiguren durchgehend in actionreiche und gefahrvolle Situationen verstrickt, in die man sich gut hineinversetzen kann. Da sie schwierige Situationen meistern und für alles eine Lösung bereit haben, werden sie regelrecht Heldenfiguren für junge Leser.  

"Lang lebe der Zuckerkönig" ist ein empfehlenswerter Roman, der in seinem Spannungsbogen überzeugt und dabei auch anschaulich Weltwissen über Gegenstände und Tiere wie den Chrysler DeSoto oder Elfenbeinspecht vermittelt. Dadurch schafft das Werk eine Brücke zwischen Realität und Fantasie. Die außergewöhnliche exotische Umgebung und der Wechsel zwischen der Tier- und Menschenwelt erfordern starkes Vorstellungsvermögen von den Lesern. Durch den humorvollen Schreibstil der Autorin werden insbesondere Jungen angeregt, sich die fantasievolle Welt des Sumpfes auszumalen. 

Auch das Cover des Romans ist ein echter Hingucker. Schlicht gestaltet weckt es Spannung und spricht vor allem Jungen an. Auf dem schwarzen, mysteriös und düster wirkenden Hintergrund sind die beiden Waschbärenbrüder zu sehen. Durch die Umarmung der beiden erkennt man auf den ersten Blick, dass sie stets zusammenhalten. Der rot leuchtende und im Fokus stehende Titel des Buches zieht die Blicke der Leser auf sich und bündelt dadurch deren Aufmerksamkeit. 

Das Buch ist in mehrere kurze, verständliche Kapitel untergliedert. Dabei ist jedes in sich abgeschlossen. Dadurch kann man das Buch auch einen Tag weglegen, ohne den Faden zu verlieren. Somit eignet sich der Roman auch für Kinder, die gerne weniger auf einmal lesen wollen. Die Sprache ist einfach und angemessen für Kinder ab neun Jahren. Sie beinhaltet hauptsächlich einfache Ausdrücke, keine komplizierten Sätze und es werden regelmäßig Geräusche verschriftlicht, wie beispielsweise das Quieken von Schweinen mit „Ouiiiiee …. aaahhh“. Daneben werden Fachbegriffe verwendet, welche ausführlich erklärt werden. Die Leser werden mit Wissen konfrontiert, damit aber nicht überfordert oder gelangweilt. Die Erzählperspektive ist auktorial, der Erzähler berichtet allwissend über die Geschichte der Sumpfbewohner. Mit einer altersgerechten Schriftgröße und vielen eingefügten Absätzen sind die Kapitel leicht lesbar. 

So lässt sich sagen, dass das Buch mit seinen spannenden Abenteuern und der Empathie, die auch bei Jungen erzeugt werden dürfte, absolut gelungen ist. "Lang lebe der Zuckerkönig" greift auf andere Art und Weise alltägliche Themen wie Verantwortung, Freundschaft, Zusammenhalt innerhalb der Familie, Verlust, Engagement und soziale Gemeinschaft auf. Es ist eine wundervolle und empfehlenswerte Geschichte, die sowohl von geübten als auch von ungeübten Lesern mit viel Freude gelesen werden kann.

Angaben zum geeigneten Leseförderbereich

- Private Lektüre: Unterhaltsame Freizeitlektüre.

- Freie Lektüre im schulischen Kontext: Anzubieten als Bestandteil einer Klassen- oder Schulbücherei bei Vielleseprojekten oder freier Lesezeit, weil das Buch eine große Zielgruppe anspricht, die Lesemotivation fördert und Kinder anregt, sich selbst Gedanken über die Geschichte zu machen. 

- Empfehlungen für Klassenlektüren: Das Buch bietet sich zur intensiveren Lektüre im Rahmen mehrerer Unterrichtseinheiten und aufgrund des Buchumpfangs zur Lektüre zuhause an. In dem Buch werden Themen wie Verantwortung, Freundschaft, Zusammenhalt innerhalb der Familie, Verlust, Engagement und soziale Gemeinschaft aufgegriffen, die sich herrvoragend zur Vertiefung im Unterricht eignen. 

Angabe zu besonderem Leseförderpotenzial

- Das Buch ist spannend und lustig.

- Eine außergewöhnliche Geschichte, die auf andere Art und Weise alltägliche Themen aufgreift.

- Das Buch eignet sich besonders für Leser/innen mit Interesse an einer exotischen Tier- und Pflanzenwelt sowie einer außergewöhnlichen Sumpflandschaft 

Angabe zur methodischen Unterstützung/ mögliche Arbeitsmethoden 

- Illustrationen entwerfen (z.B. den Zuckerkönig)

- Weltwissen erlesen (z.B. Sumpf, Zuckerrohr, Waschbären, Klapperschlangen)

- Schülerinnen und Schüler eigenen Plan zur Rettung des Sumpfes entwickeln lassen

- Szenische Inszenzierung einzelner Kapitel (unter anderem wie die Waschbärenbrüder die Zuckerrohrtaschen klauen oder als Jaeger Stitch und Jonny Zaster verkündigen, dass sie einen Themenpark errichten wollen