Buchcover James Dashner: Die Auserwählten – Im Labyrinth

An mehr als seinen Namen kann sich Thomas nicht mehr erinnern, als er an einem furchteinflößenden...

Rezension von Julia Fränkle-Cholewa

Der Raum um ihn herum beginnt sich plötzlich zu bewegen und er muss feststellen, dass er in einem Aufzug gefangen ist, der mit ihm nach oben rast. Doch wohin? Nach einer gefühlten Ewigkeit findet er sich auf einer Lichtung wieder, ohne zu wissen, wo er ist, wer die fremden Jungen sind und wer er eigentlich selbst ist. Nur an eines kann er sich erinnern – seinen Namen: Thomas. Und dann ist da noch dieses riesige Labyrinth, das die Lichtung umschließt und aus dem es kein Entkommen zu geben scheint. 

BuchtitelDie Auserwählten – Im Labyrinth
AutorJames Dashner (aus dem Englischen übersetzt von Anke Caroline Burger)
GenreScience Fiction
Lesealter14+
Umfang490 Seiten
VerlagChicken House (ein Imprint des Carlsen Verlages)
ISBN978-3-551-52019-7
Preis16, 99 €

An mehr als seinen Namen kann sich Thomas nicht mehr erinnern, als er an einem furchteinflößenden Ort aufwacht – eine Lichtung, umgeben von einem riesigen Labyrinth, dessen Mauern sich Nacht für Nacht verschieben und in dem grausame Wesen, halb Tier, halb Maschine leben. Mit ihm dort gefangen sind rund fünfzig weitere Jungen, die sich „die Lichter“ nennen. Sie haben sich in einer kleinen Gesellschaft organisiert und es scheint, als hätten sie sich damit abgefunden, dass es keinen Weg hinaus gibt. Doch als am nächsten Tag zum ersten Mal ein Mädchen auf der Lichtung erscheint und Thomas sich auf unerklärliche Weise an ihren Namen – Teresa – erinnern kann, regt sich der Geist der Rebellion in den Jungen. Sie finden heraus, dass sie Teil eines Experimentes unbekannten Zieles sind, bei dem ihre Reaktionen auf bestimmte Situationen und Reize getestet werden. Gemeinsam mit anderen sogenannten „Läufern“ treibt Thomas die Erkundung des Labyrinths voran. Es muss doch irgendwie einen Ausweg geben – oder? 

Die Leseprobe zu "Die Auserwählten – Im Labyrinth" von James Dashner finden Sie unter dem folgenden Link: www.carlsen.de/hardcover/die-auserwaehlten-im-labyrinth/17296

„Die Auserwählten – Im Labyrinth“ ist der spannende Auftakt zu einer dystopischen Science-Fiction-Trilogie des amerikanischen Autors James Dashner. Anhand einer Gruppe Jugendlicher, die auf einer Lichtung inmitten eines riesigen Labyrinths gefangen sind, nimmt Dashner Bezug auf die aus der Science Fiction bekannten Motive des Experimentes am Menschen und der finalen Bedrohung der Welt. Im Laufe der Geschichte stellt sich heraus, dass die Jungen von einer internationalen Regierungsorganisation, bekannt unter dem Kürzel ANGST (Abteilung nachepidemische Grundlagenforschung Sonderexperimente Todeszone), auf die Lichtung gebracht wurden. Diese Organisation sucht ein Heilmittel für eine Seuche namens Der Brand, und die Jungen dienen ihr im Rahmen von Experimenten als Testpersonen. Laut ANGST sei die Erde plötzlichen, durch eine Naturkatastrophe ausgelösten Sonneneruptionen ausgesetzt, welche das Klima nachhaltig verändert haben und Den Brand auslösten. Dabei handelt es sich um ein Virus, welches das menschliche Gehirn befällt und die Betroffenen zu einer Art Zombie mutieren lässt. Die Verseuchten werden in der sogenannten Brandwüste ausgesetzt und dort ihrem Schicksal überlassen.

Thematisch regt „Die Auserwählten“ zur Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschaftspolitischen Fragestellungen, wie der Problematik von Menschenexperimenten und Seuchenschutz, an. Dies gilt auch für den Aspekt Macht und deren Missbrauch durch verantwortungslose Regierungen. Gleichzeitig thematisiert Dashner den technischen Fortschritt in Bezug auf intelligente Maschinen und deren Möglichkeiten, aber auch die Bedrohung durch künstliche Intelligenzen. Weiterhin geht es im Roman um die Frage nach der eigenen Identität. Den Jungen im Labyrinth ist nichts mehr geblieben als die Erinnerung an ihren Vornamen. Diese wiederum seien – so findet Thomas heraus – nicht ihre wahren Namen, sondern Abwandlungen der Vor- und Nachnamen berühmter Wissenschaftler wie beispielsweise Albert Einstein (= Alby), Isaac Newton (= Newt) und Thomas Edison (= Thomas).  

Zu Beginn der Geschichte durchschaut der Leser das System der Machtspiele der ANGST ebenso wenig wie der Protagonist es tut. Gemeinsam mit Thomas taucht der Leser in dessen Erinnerungen ein: So durchlebt er mit Thomas die Angst vor den gefährlichen Griewern, Mischwesen zwischen Tier und Maschine, die Nacht für Nacht das Labyrinth bevölkern und jeden Läufer töten, dem es nicht rechtzeitig gelingt, das Labyrinth zu verlassen und auf die Lichtung zu fliehen. Trotz dieser Gefahr will Thomas sich unbedingt zum Läufer ausbilden lassen und an der Seite der anderen Jungen das Labyrinth nach einem Ausweg absuchen. In diesem Wunsch, der Lichtung unbedingt entfliehen zu wollen, spiegelt sich der rebellische Geist von Thomas. Gleichzeitig wird er unter den anderen Lichtern schnell zu einer Art Außenseiter, da er sich bald als Einziger an mehr erinnern kann als nur an seinen Namen. Durch diese Sonderstellung wird Thomas zu einer interessanten Identifikationsfigur für jugendliche Leser. Darüber hinaus ist er dank seiner Erinnerung ein wichtiges Mitglied der Gruppe, das die Handlung vorantreibt und am Ende sogar zu einer Art heimlichem Anführer wird. 

Durch die ständige latente Präsenz einer ungewissen Bedrohung und die nächtlichen Ausflüge ins Labyrinth bleibt der Spannungsbogen des Romans konstant auf einem hohen Niveau. Einmal angefangen, möchte man das Buch kaum aus der Hand legen. Lediglich zu Beginn verläuft die Handlung etwas schleppend, was der mangelnden Erinnerung und Desorientierung des Protagonisten geschuldet ist. Jedoch werden Thomas? Gefühle durch Dashners detailreiche Sprache deutlich, sodass der Leser sich von Anfang an in den Jungen hineinversetzen kann. 

Dank Dashners leicht verständlicher, mitreißender Erzählweise ist das Buch trotz seines Umfanges von knapp 500 Seiten bereits für mäßig geübte Leser zu empfehlen. Die Schrift ist groß gedruckt und die Kapitel sind mit durchschnittlich zehn Seiten recht überschaubar. 

Erzählt Wir erleben die Geschichtewird mit Hilfe eines personalen Erzählers aus der Sicht des Protagonisten Thomas als personalem Erzähler. Lediglich der nachgestellte Epilog gibt eine E-Mail von Ava Paige, der Leiterin der Labyrinth-Experimente der Gruppe A, wieder. Da Paige unter anderem auf Ergebnisse aus der Gruppe B hinweist, wird klar, dass es neben den bislang bekannten Lichtern noch andere Probanden gibt. Darüber hinaus kündigt Ava Paige weitere Phasen des Experiments an, sodass der Roman mit einem offenen Ende den Spannungsbogen zum zweiten Teil der Trilogie schlägt.

„Die Auserwählten – Im Labyrinth“ ist ein Buch, das seine Leser mit verschiedenen Facetten zu begeistern vermag. Es ist spannend und mitreißend, spricht verschiedene gesellschaftliche Themen an und eröffnet den Blick auf eine dystopische Welt, in der keiner mehr genau weiß, wer er ist oder was mit ihm geschieht. Damit sind sowohl dieser Roman als auch die gesamte „Auserwählten-Trilogie“ ein Must-Read für Fans von Endzeit-Romanen und für alle, die sich gerne auf eine nervenaufreibende Reise mitnehmen lassen. 

 Mehr noch als andere Trilogien des Genres bietet „Die Auserwählten“ die Verknüpfung von gegenwärtig relevanten gesellschaftspolitischen Themen mit sympathischen Identifikationsfiguren. Gerade jungen Lesern dürfte es daher leicht fallen, sich anhand der Bücher ethischen Reflexionen zuzuwenden. Die beiden Folgebände der Trilogie sind unter den folgenden Titeln im Carlsen Verlag erschienen. Band 2: „Die Auserwählten – In der Brandwüste“; Band 3: „Die Auserwählten – In der Todeszone“.

Der erste Teil der Trilogie wurde unter dem Titel „Maze Runner“ von 20th Century Fox unter der Regie von Wes Ball verfilmt und ist auf DVD und Blu-Ray erhältlich. Auch diese Verfilmung dürfte einen lesemotivierenden Einfluss haben, da actionreiche Szenen geschickt mit moralischen Überlegungen verknüpft werden und so zur Reflexion anregen. Weiterhin bietet es sich an, einen Vergleich zwischen Buch und Verfilmung zu ziehen.

„Die Auserwählten – Im Labyrinth“ eignet sich besonders für Vielleseverfahren. Mehr noch als andere Trilogien des Genres bietet „Die Auserwählten“ die Verknüpfung von gegenwärtig relevanten gesellschaftspolitischen Themen mit sympathischen Identifikationsfiguren. Gerade jungen Lesern dürfte es daher leicht fallen, sich anhand der Bücher ethischen Reflexionen zuzuwenden. Die beiden Folgebände der Trilogie sind unter den folgenden Titeln im Carlsen Verlag erschienen. Band 2: „Die Auserwählten – In der Brandwüste“; Band 3: „Die Auserwählten – In der Todeszone“.

Der erste Teil der Trilogie wurde unter dem Titel „Maze Runner“ von 20th Century Fox unter der Regie von Wes Ball verfilmt und ist auf DVD und Blu-Ray erhältlich. Auch diese Verfilmung dürfte einen lesemotivierenden Einfluss haben, da actionreiche Szenen geschickt mit moralischen Überlegungen verknüpft werden und so zur Reflexion anregen. Weiterhin bietet es sich an, einen Vergleich zwischen Buch und Verfilmung zu ziehen.