Rezension von Lisa Helmig
Nachdem Henry Elinksy, ein ziemlich gewöhnlicher Typ, durch sein erstes Jahr am College durchfällt, zieht er zurück nach Chevy Chase, einer Kleinstadt im amerikanischen Bundesstaat Maryland, wo er gemeinsam mit seinen Eltern und seinem Onkel lebt. Ausgelaugt vom endlosen Optimismus seines Vaters bezüglich Henrys Zukunft, der Unzufriedenheit seiner Mutter und der Überempfindlichkeit seines Onkels, folgt Henry der Einladung seines älteren Bruders David und zieht zu ihm nach New York. Dort nimmt er einen Job als Tierpfleger im Kinderzoo des Central Park Zoos an, wo er einen besonderen Freund kennenlernt – Newman, die nubische Ziege...
Buchtitel | Zoology |
Autor | Ben Dolnick |
Genre | Coming of Age |
Umfang | 291 Seiten (engl.) |
Edition | 2008 |
Verlag | Harper Perennial (engl.) |
ISBN | 978-0-00-725039-4 (engl.) |
Preis | EUR 10,50 (engl.) |
Nachdem Henry Elinksy, ein ziemlich gewöhnlicher Typ, durch sein erstes Jahr am College durchfällt, zieht er zurück nach Chevy Chase, einer Kleinstadt im amerikanischen Bundesstaat Maryland, wo er gemeinsam mit seinen Eltern und seinem Onkel lebt. Ausgelaugt vom endlosen Optimismus seines Vaters bezüglich Henrys Zukunft, der Unzufriedenheit seiner Mutter und der Überempfindlichkeit seines Onkels, folgt Henry der Einladung seines älteren Bruders David und zieht zu ihm nach New York. Dort nimmt er einen Job als Tierpfleger im Kinderzoo des Central Park Zoos an, wo er einen besonderen Freund kennenlernt – Newman, die nubische Ziege. Henrys Zeit in New York entpuppt sich als eine Art Selbstfindungstrip, bei der er stinkende Tiergehege reinigt, den Zickereien von Davids reicher Freundin Lucy ausgesetzt ist und die Begrenztheit seiner musikalischen Fähigkeiten als Saxophonist erkennt. Außerdem verrennt sich Henry in seinen unerwiderten Gefühlen für Margarete, die ihren Sommer als Babysitterin in New York verbringt. Es bedarf einer Familienkrise und einer folgenschweren Fehlentscheidung im Zoo um Henry bei seiner Suche nach sich selbst voran zu treiben...
Finally, in the pen closest to the exit, I met the goats. There were seven. “That little one’s Suzy. She’s the mom. Her kids are Pearl, there, and Onyx, who’s over there with the gray spot. Sparky’s up on the stump, Spanky’s this one – he’s trouble – Scooter’s asleep right there with the long beard, and that,” he said, pointing to the tall white one, the only one without horns, “is Newman. He’s a Nubian. Totally different species. He’s a big goof. One of the security guards calls him Jar Jar, because of the ears.” The goats looked smart and scrappy, a gang of cartoon grouches and goofballs. Their pupils went the wrong way, and they all looked up at me expecting something – they were the Bad New Bears and I was their new coach. Newman came right over, nibbled at my collar, then rested his head on my shoulder and took a loud breath. He had big pink nostrils and little square teeth. He smelled like dust and hay. His ears hung below his chin, and he looked – with his barrel of a body on top of those long, skinny legs – like a little kid’s drawing of a horse. The Summer Learners came around the vend with their hands full of food, and Newman scrambled to get in position, his front hooves in the mesh of the fence, his neck leaning way over, and his head bouncing from hand to hand.
“He’s just a big kid, always hungry,” Paul said, and that’s when, with a quick hob, Newman lifted the glasses off my face. Paul jumped the fence and grabbed a handful of Newman’s neck hair, then wiped my glasses on his shorts before he handed them back. “He’s terrible sometimes. I’ll make a note for him not to get Enrichment this afternoon. Usually, something like that happens, you’ve got to fill out a report. Last month he broke some woman’s camera, we had to pay two hundred bucks.”
I still haven’t fixed the scratch on my glasses’ left lens. He snuffled the food from a row of girls’ hands, snuffled them again to make sure he hadn’t missed anything, then lifted his head before bobbing off down the line. (p. 44 f.)
Der Ich-Erzähler in seiner Welt
Henry ist ein ziemlich gewöhnlicher Typ – er ist etwas picklig und pummelig, fiel durch sein erstes Jahr am College und weiß nicht so recht, was er mit seinem Leben anfangen soll. Er ist gelangweilt von seinem Leben bei seinen Eltern und phantasiert darüber einmal ein erfolgreicher Jazz-Saxophonist zu werden. Aus diesem Grund hat er auch zwiespältige Gefühle seinem Vater gegenüber, da dieser als junger Erwachsener recht erfolgreich Musik machte und nun als Musiklehrer in einer Kleinstadt festhängt. Dafür macht Henry seine Mutter verantwortlich, weshalb es zu ihr ein sehr angespanntes Verhältnis hat. Er verweigert sich permanent ihren Bemühungen, ist aber genauso genervt vom Optimismus seines Vaters und der Sentimentalität seines Onkels. Mit Gleichaltrigen hat er in seiner Zeit in Chevy Chase kaum Kontakt und auch in seiner Schul- und Collegezeit scheint er keine besonders großen Solidaritäts-Bemühungen aufgebracht zu haben. David bietet kurz vor einer Eskalation den Rettungsanker und eine neue Chance für Henrys Lebensplan.
In New York angekommen muss er jedoch feststellen, dass er kein Talent hat und auch David als Vorbild versagt, weshalb er sich fortan in seine Gefühle für Margarete reinsteigert. Doch auch der Plan sie für sich zugewinnen wird jäh zerstört als diese ihm mitteilt, dass sie zu Hause einen festen Freund hat. In dieser Phase der Geschichte erleidet Henry’s Vater in New York einen Herzinfarkt – Henry kehrt zu seinen Eltern zurück und zieht mit ihnen nach Virginia in das Haus seiner Großeltern. Er im letzten Kapitel wird erkennbar, dass Henry während seines Sommers in New York an all seinen Erfolgen und Niederlagen gewachsen ist. Die Verweigerungshaltung und die Schuldzuweisung gegenüber seiner Mutter werden aufgegeben und er beschließt einen Neuanfang.
Verstehen durch Erzählen
Henry’s mentale Ausgangslage ist relativ leicht zu erschließen: er ist enttäuscht von seinem Versagen am College, genervt vom Leben bei seinen Eltern und gefangen in Phantasien von einer Karriere als Jazz-Saxophonist. Wie alle Ich-Erzähler, teilt Henry uns selektiv und manipulativ nur seiner eigenen Gedanken, Eindrücke, Vorurteile und Wahrnehmungen mit, sodass auch der Leser eine Zu- und Abneigung gegenüber gewissen Charakteren entwickelt (z.B. Lucy).
Henry’s Selbstwahrnehmung entspricht wohl der eines normalen 18-Jährigen, doch macht ihn dies längst nicht für alle Leser ausnahmslos sympathisch, da seine Vorurteile und Entscheidungen zum Teil nicht ganz nachvollziehbar sind. Doch wächst im Verlaufe der Geschichte und vermutlich auf Grund der vielen Rückschläge die Sympathie für ihn. Da er zum Ende der Geschichte relativ selbstreflektiert auf den vergangenen Sommer zurückblickt und auch erkennt, dass weder sein Vater unfehlbar, noch seine Mutter an allem Schlechten schuldig ist, kündigt das erreichte Verstehensniveau das Ende des Prozesses coming-of-age an.
Formale Aspekte
Auf dem Buchcover der amerikanischen Originalausgabe ist das schwarze Bild einer Ziege abgebildet, die vor einem Eisentor steht. Als Blickfang ist der Titel des Buches in goldenen Großbuchstaben oberhalb des Tores abgedruckt. Farblich ist das Cover insgesamt sehr schlicht gehalten, jedoch könnte der Titel aufgrund einer Verknüpfung zur Biologie falsche Assoziationen wecken
Die Schriftgröße ist leserfreundlich, die fehlende Kennzeichnung der einzelnen Kapitel könnte zu Verwirrungen führen (z.B. bei Absprachen beim Einsatz als Klassenlektüre) und lässt keine genaue Aussage über die Kapitellänge zu. Für die gewählte Zielgruppe ist die sprachliche Komplexität und Verständlichkeit des Buches in englischer Sprache relativ problemlos, da der Erzähler und die Hauptfigur selbst noch junge Menschen sind – obwohl Henry die Schule bereits abgeschlossen hat, zu Hause ausgezogen ist und arbeiten geht, sind seine Gedanken, Hoffnungen und Ängste für Leser der Zielgruppe durchaus nachvollziehbar und verständlich.
Fazit
Zoology ist ein Roman über einen Sommer der Selbstfindung in New York. Henry zeigt sich nicht häufig als Sympathieträger des Lesers und macht das Weiterlesen zeitweise durchaus anstrengend. Henrys neue Freunde in New York und besonders seine innige Beziehung zur Ziege Newman bringen aber Lichtblicke in die pubertäre und egozentrische Erzählung.
Zoology ist hauptsächlich als individuelle Heimlektüre geeignet, kann aber auch als schulische Gruppenlektüre verwendet werden. Beim Einsatz als Klassenlektüre bietet sich die individuelle Anfertigung von Reading Journals oder andere freie Schreibarbeiten an.