Buchcover Frank Maria Reifenberg: 60 Sekunden entscheiden über dein Leben – Der Schrecken der Tiefsee

Auge in Auge mit einem Hai. Was tust du? Und vor allem, wie schnell reagierst du? Dir bleiben genau...

Rezension von Lea Hartmann

Auge in Auge mit einem Hai. Was tust du? Und vor allem, wie schnell reagierst du? Dir bleiben genau 60 Sekunden. Randolph „Randy“ Harper lebt mit seinem Vater in Pointer Bay, wo Sonne, Strand und Meer zum Alltag gehören. Kein Wunder also, dass er fast jeden Tag tauchen geht und das Riff und alle seine Bewohner kennt. Aber in letzter Zeit ist etwas anders: Das Meer ist trüber, die bekannten Fische sind nicht mehr da, die Weißspitzen-Riffhaie sind aufgeregt –  und dann ist da noch dieses seltsame Geräusch, das Randy einfach nicht zuordnen kann...

Buchtitel60 Sekunden entscheiden über dein Leben – Der Schrecken der Tiefsee
AutorFrank Maria Reifenberg; mit Illustrationen von Daniel Ernle
GenreAbenteuer
Lesealter10+
Umfang100 Seiten
Edition1. Auflage 2014
VerlagRavensburger Buchverlag
ISBN978-3-473-36890-7
Preis9,99 €

Auge in Auge mit einem Hai. Was tust du? Und vor allem, wie schnell reagierst du? Dir bleiben genau 60 Sekunden.

Randolph „Randy“ Harper lebt mit seinem Vater in Pointer Bay, wo Sonne, Strand und Meer zum Alltag gehören. Kein Wunder also, dass er fast jeden Tag tauchen geht und das Riff und alle seine Bewohner kennt. Aber in letzter Zeit ist etwas anders: Das Meer ist trüber, die bekannten Fische sind nicht mehr da, die Weißspitzen-Riffhaie sind aufgeregt –  und dann ist da noch dieses seltsame Geräusch, das Randy einfach nicht zuordnen kann.

Als neue Touristen nach Pointer Bay und zu der Tauchschule von Mr. Harper kommen, ist Randy zunächst abgelenkt. Doch dann belauscht er ein Gespräch zwischen den Neuankömmlingen, welches nichts Gutes für seinen Vater bedeuten kann. Randy weiß, dass er ihm nicht glauben würde, aber er muss etwas tun. Beweise für die bösen Absichten der zwei jungen Männer müssen her. Jetzt heißt es ruhig bleiben und sich nichts anmerken lassen. Trotzdem kann er nicht verhindern, dass einer der Touristen bei seinem ersten Tauchgang von einem Hai angegriffen wird. So etwas ist vorher noch nie passiert und natürlich bleibt es auch nicht ohne Folgen: Das Tauchgebiet um die Insel wird gesperrt. Allen Warnungen und Verboten seines Vaters zum Trotz, beschließt Randy der Sache auf den Grund zu gehen und herauszufinden, wer das Gleichgewicht der Natur so durcheinander bringt. Schneller als gedacht wird er fündig und ist schockiert, über das was er sieht. Jetzt weiß er auch, was dieses merkwürdige Geräusch verursacht hat...

Aber dieses Geräusch war anders. Es passte nicht ins Riff: ein hartes Klicken, dann zischte es und surrte. Ich drehte mich auf der Stelle, versuchte das Blau mit meinen Blicken zu durchdringen. Das Wasser kam mir trüber vor als sonst. Einmal sah ich etwas aufblitzen, nur ganz kurz.
War da etwas? Ein anderer Taucher? Ein Raubfisch auf der Suche nach seinem Frühstück? Oder hatte jemand einen Gegenstand ins Wasser geworfen? Aber ein Boot an der Oberfläche wäre mir aufgefallen.
Sofort schlug mein Herz schneller. Genau das sollte man beim Tauchen ohne Sauerstoffflaschen unbedingt vermeiden. Er recht, wenn man schon am Limit angelangt ist. Aber da schoss etwas hinter dem nächsten Felsenriff hervor.
Ein junger Weißspitzen-Riffhai. Deutlich erkannte ich die weiß schimmernde Spitze der Rückenflosse, die funkelnden schwarzen Augen und das Maul, das ein bisschen offen zu stehen schien.
Jetzt stell dir mal vor du bist der Hai und siehst mich: Nicht einmal hundertfünfzig Zentimeter lang, etwas größer als du selbst. In der Mitte flattert etwas Rotes, was du noch nie an anderen Fischen gesehen hast, und als Hai weißt du natürlich nicht, dass das Bermudashorts sind. Dein Gegenüber hat keine Brustflossen, sondern lange Röhren mit fünf Tentakeln am Ende, und du weißt natürlich auch nicht, dass das Finger sind. Aber du bist nicht blöd als Hai. Du hast nicht nur fünf, sondern sieben Sinne. Du weißt genau: Das Ding da ist ein Lebewesen. Nicht nur weil es sich bewegt, sondern weil du mit einem deiner Zusatzsinne das Herz erspürst. (S. 16f.)

In diesem Buch beginnt die Spannung bereits ab der ersten Seite. Mit Hilfe einer Vorausblende werden hier bereits Teile der Handlung vorweggenommen, die erst am Ende der Geschichte wieder aufgegriffen und näher erläutert werden. Mit direktem Bezug auf den Titel des Romans, handelt es sich dabei um die Szene, in der Randy beim Tauchen von Haien umzingelt wird und ihm nur 60 Sekunden bleiben um zu reagieren. So wird für die folgende Handlung gleich Spannung aufgebaut, da man sich nun fragt, wie es zu dieser Situation kommen konnte und ob er einen Ausweg finden wird.

Zudem steht auch während des Großteils der Handlung die Frage im Raum, was zur Veränderung des Riffs und seiner Bewohner geführt hat, wodurch die Neugier des Lesers immer wieder geweckt wird. Es lauern auch ständig neue Gefahren auf Randy, z.B. die Bedrohung durch die Touristen oder durch Mr. Greenbag, der es auf die Tauchschule von Mr. Harper abgesehen hat, und zudem die mehrfachen Kontakte mit Haien. Dabei werden seine Tauchkünste mehr als einmal auf die Probe gestellt und es passiert auch schon mal, dass ihm die Luft ausgeht.

Die gesamte Handlung bleibt jedoch sehr realistisch und wirklichkeitsnah. Dies zeigt sich auch daran, dass häufig Informationen und Wissenswertes über Haie und das Tauchen in den Text integriert sind, in welchen unter anderem auch darauf aufmerksam gemacht wird, dass Haie nicht so gefährlich sind, wie es von Zeit zu Zeit (in den Medien) berichtet wird und dass der Mensch durch das Jagen dieser Tiere ganze Ökosysteme bedroht. Somit regt das Buch zwar auch zum Nachdenken an, nichtsdestotrotz wird keineswegs durchgängig der moralische Zeigefinger erhoben, sondern die eigentliche Handlung bleibt stets im Vordergrund.

Auch das sehr exotische Setting trägt zur Spannung bei. So gehören das Meer und seine unterschiedlichsten Bewohner zwar für Randy zum Alltag, wirken für die Zielgruppe des Romans aber wahrscheinlich umso aufregender. Dadurch, dass der Hauptprotagonist auch selbst noch relativ jung ist und zwischendurch auch immer mal wieder beschrieben wird, wie das Leben mit seinem Vater in Pointer Bay abläuft, bietet er zudem eine Identifikationsmöglichkeit für junge Leser.

Das Cover des Romans zeigt eine Unterwasserszenerie mit einem Riff, Fischen und zwei großen Haien, die neben dem tauchenden Randy schwimmen. Besonders auffällig ist zudem der Schriftzug „60 Sekunden“, da dieser besonders groß und wie ein ablaufender Timer gestaltet ist. Wie im Text auch ist die Illustration auf dem Cover farbig.

Das Werk unterteilt sich in 15 Kapitel plus den Prolog. Die Länge der Kapitel schwankt zwischen 2 und 8 Seiten und ist somit insgesamt sehr kurz gehalten. Zudem gibt es keine Doppelseite, die nicht mit mindestens einer Illustration versehen ist. Diese haben meist verschiedene Größen, sind auf unterschiedliche Arten in den Text integriert und treten entweder in der Form gezeichneter Bilder oder Fotografien auf. Somit sind die einzelnen Seiten abwechslungsreich gestaltet und nicht mit Text überladen, was das Buch vor allem für junge Leser interessanter macht.

Das Buch ist auch für Leseanfänger geeignet, da die sprachliche Verständlichkeit, trotz des spezifischen Themas, relativ hoch ist. Falls trotzdem mal ein Fremdwort auftauchen sollte oder ein Lebewesen oder eine Gerätschaft erwähnt wird, das bzw. die man in der Regel nur beim Tauchen antrifft, sind diese Wörter blau markiert und werden noch auf derselben Seite in einem hervorgehobenen Bereich in wenigen einfachen Sätzen erklärt.

Auffällig ist außerdem, dass die Geschichte aus der Sicht von Randy erzählt wird, der nicht nur manchmal Kommentare zum Geschehen abgibt, sondern auch den Leser direkt anspricht. Dadurch wird dieser nicht nur mehr in die Handlung mit einbezogen, sondern kann sich nochmals mehr mit dem Hauptprotagonisten identifizieren.

Zusammenfassend handelt es sich bei 60 Sekunden entscheiden über dein Leben – Der Schrecken der Tiefsee um ein sehr spannendes, aber auch informatives Buch, welches zum Nachdenken über die Umwelt anregt, dabei jedoch nicht die eigentliche Handlung aus den Augen verliert.

Als private Lektüre eignet sich 60 Sekunden entscheiden über dein Leben – Der Schrecken der Tiefsee vor allem für junge Leser, die sich für die Unterwasserwelt und/oder das Tauchen interessieren und sich neben einer spannenden Geschichte auch noch spezifisches Wissen zu diesen Themen aneignen wollen. Damit könnte dann auch gleichzeitig das Interesse am zweiten und/oder dritten Band der Reihe gesteigert werden und damit die Beschäftigung mit Themen außerhalb des unmittelbaren Interessenbereichs.

In der Grundschule könnte das Werk auch (durchaus Fächerübergreifend im Deutsch- und Sachkundeunterricht) als Klassenlektüre eingesetzt werden. Dabei würde die beste Freundin von Randy, Pat, auch Identifikationspotenzial für Mädchen bieten, so dass auch für diese der Spaß am Lesen nicht zu kurz kommen würde. Nach der Lektüre im Deutschunterricht könnte man dann im Sachkundeunterricht zum Beispiel über Meereslebewesen sprechen und inwieweit diese durch den Mensch gefährdet werden, oder die Schüler selbst Illustrationen zum Buch entwerfen lassen.