Buchcover Charles Benoit: DU bist dran!

Dein Name ist Kyle und du bist ein ganz normaler 15-jähriger Junge, der die Neil Armstrong Middle...

Rezension von Karina Merz

Dein Name ist Kyle und du bist ein ganz normaler 15-jähriger Junge, der die Neil Armstrong Middle School besucht. Die Schule langweilt dich, deine Mutter nervt dich damit, einen Job zu finden und dann gibt es da noch dieses Mädchen, Ashley.

BuchtitelDU bist dran!
AutorCharles Benoit
GenreGegenwart & Zeitgeschichte
Lesealter14+
Umfang215 Seiten
Edition2011
Verlagcbt Verlag
ISBN978-3-570-30842-4
Preis12,99 € (Taschenbuch 6,99 €)

Dein Name ist Kyle und du bist ein ganz normaler 15-jähriger Junge, der die Neil Armstrong Middle School besucht. Die Schule langweilt dich, deine Mutter nervt dich damit, einen Job zu finden und dann gibt es da noch dieses Mädchen, Ashley. Sie ist deine heimliche Liebe und du weißt nicht, wie du ihr deine Zuneigung gestehen sollst. Du hast nur wenige Freunde. In der Schule bekommst du immer mehr Schwierigkeiten, da du dich nicht beteiligst und keine Hausaufgaben machst. Eines Tages lernst du Zack kennen, er wirkt schräg und du interessierst dich nicht für ihn. Doch immer wieder triffst du auf ihn und ihr freundet euch allmählich an, bis er deine Schwachstelle herausbekommt und dir alles nimmt, was du hast.

Du bist überrascht über so viel Blut.
Er guckt zu dir rüber, das Gesicht fast so weiß wie sein Hemd. Der Unterkiefer klappt runter, die Augen weiten sich.
Auch er ist überrascht.
Dabei sind da gar nicht so viele Scherben, nur ein paar winzige Splitter um seine Füße und ein großes Stück mit scharfen Spitzen, die an eine zackige Fiberkurve erinnern. Wie Regen über eine Windschutzscheibe rinnt das Blut daran herunter.
Von ihm kommt diesmal keine schlaue Bemerkung, kein Witz, kein Shakespeare-Zitat. Einfach nur ein Schrei. Aber keiner kann ihn hören, und selbst wenn, es wäre schon zu spät.
du denkst, so hast du dir das nicht vorgestellt. Das darf nicht passieren. Und jetzt kann alles nur noch schlimmer werden.
Du bist ja praktisch noch ein Kind.
Das kann alles gar nicht deine Schuld sein.
Und doch ist da das ganze Blut.
Also ist es vielleicht doch deine Schuld, aber das macht die Sache auch nicht besser.
So oder so, jetzt ist es auch schon egal.
Denk nach.
Wann fing alles an, schiefzugehen?
Der Einbruch?
Nein, davor schon.
Die Party?
Die spielte auch eine Rolle, aber damit fing es nicht an.
Zack?
Na klar, es wäre einfach zu sagen, dass es Zack war. Aber das stimmt nicht, oder?
Vor Zack.
Vor Ryan.
Vor Max oder Derrick oder der ganzen Geschichte mit der Brieftasche.
Vor Ashley.
Sogar noch vor dem Beginn der zehnten Klasse.

Du fährst mit dem Finger über die Liste der Schüler, um zu sehen, welchem Klassenleiter du zugeteilt bist. Da entdeckst du deinen Namen.
Kyle Chase – Raum 202 – Mr Lynn.
Du guckst durch die anderen Namen, als Max hinter dir auftaucht. Er rempelt dich an, als hätte er dich nicht gesehen, so wie er das immer macht. Du ignorierst ihn. So wie du das immer machst. Max ist der Einzige an dieser Schule, den du im Entferntesten als Freund bezeichnen könntest, und das sagt doch schon alles, oder? Damals in der achten Klasse hast du kein Wort mit ihm gewechselt, aber das war, bevor alle, mit denen du abhingst, auf die Odyssee High gingen.
Jetzt ist alles anders.

Der erste Abschnitt aus Charles Benoits „Du bist dran“ ist zugleich ein Teil des Romanendes. Es wird angedeutet, dass etwas Schlimmes passiert ist. Doch wie ist es dazu gekommen? In den folgenden Kapiteln wird die Geschichte von Kyle erzählt und die Ursache für dieses drastische Erlebnis offengelegt. Die Erzählungen beziehen sich auf den Zeitraum der zehnten Jahrgangsstufe an der Neil Armstrong Middle School. Die Schule ist ein Ort des Mobbings, der Gewalt und Ungerechtigkeit. Es gibt verschiedene Gruppierungen in der Schule mit unterschiedlichem sozialen Ansehen. Kyle klassifiziert sich selber als „Hoodie“, eine Außenseiterrolle ohne Prestige, im Gegensatz zu den angesehenen „Sportlern“. Als er eine Brieftasche findet, wird er sofort von dem Sportler Jake als Dieb bezeichnet. Kyle findet bei der Aufklärung nur wenig Unterstützung von Mitschülern und Lehrern.

Neben der Schule spielt auch das familiäre Umfeld eine wichtige Rolle, um Kyles Gefühlswelt dem Leser verständlich zu machen. Sein Vater hält ihn für einen Versager und seiner Mutter ist in ständiger Besorgnis und Enttäuschung über ihren Sohn. Kyles schulische Leistungen verschlechtern sich und er kümmert sich nicht darum, eine Arbeitsstelle zu suchen. Die Vorwürfe der Mutter sorgen dafür, dass  das Selbstwertgefühl des Jungen und seine Motivation noch mehr sinken. Kyles Peer Group besteht nur aus wenigen Jungen, die er nicht als Freunde bezeichnet und die ihm keinen Rückhalt geben, als er in eine heikle Situation mit Jake gerät. Seine ehemaligen Freunde sind auf die High School gegangen.

Der Protagonist muss sich immer wieder neuen Herausforderungen stellen und gerät dabei zusehends auf die schiefe Bahn. Gewalt und kriminelle Handlungen nehmen zu, die Rolle des Jugendlichen ohne Rückhalt wird zum zentralen Motiv. Der 15-Jährige muss alleine mit seinen Problemen und Gefühlen zurechtkommen. Umso leichter ist es für den neuen Schüler Zack, sich  Kyle anzunähern und auf ihn einzuwirken. Zack unterscheidet sich von seinen Mitschülern durch Dreistigkeit und Schlauheit, ziemlich schnell gewinnt Zack Kyles Vertrauen. Die Spannung der Handlung steigert sich, als Kyle auf einer Party von einem Mädchen vor Zack gewarnt wird, was Kyle allerdings ignoriert. Auch die vielen (vergeblichen) Anläufe, Ashley Bianchi seine Liebe zu gestehen, tragen zur Charakterisierung der Hauptfigur bei.

Die emotionale Wirkung der Geschichte entsteht aus den Gedanken und Gefühlen Kyles, in die sich der jugendlich-männliche Leser leicht hineinversetzen kann. Intriganz, Gewalt und scheinbare Ordnungsstrukturen in der Schulverwaltung spiegeln gesamtgesellschaftliche Missstände wider.

Der Roman schildert chronologisch Kyles Entwicklung während der zehnten Jahrgangsstufe. Das Jugendbuch bietet besonderes Potenzial für Jungen, da die Hauptfigur männlich ist und etliche Parallelen zur Lebenswirklichkeit eines Jungen im Jugendalter bestehen.

Der Roman  eignet sich als Klassenlektüre ab der achten Jahrgangsstufe. Er greift die zentralen Themen Mobbing und Gewalt an der Schule auf. Daraus eben sich bedeutsame Diskussionsanlässe.

Auf YouTube finden sich Interviews mit Charles Benoit:
www.youtube.com/results