Buchcover Frank Maria Reifenberg: 60 Sekunden – Im Tunnel des Todes

Bei einem Vortrag an seiner Schule bemerkt Marvin einen Mann mit einer auffälligen Narbe im Gesicht,...

Rezension von Julia Fränkle-Cholewa

Bei einem Vortrag an seiner Schule bemerkt Marvin einen Mann mit einer auffälligen Narbe im Gesicht, der sich an die Fersen seines besten Freundes Danny geheftet hat. Als Danny einen mysteriösen Anruf von seinem Vater erhält, wird den beiden Jungen klar, dass sie sich in ernster Gefahr befinden...   

Buchtitel60 Sekunden entscheiden über dein Leben – Im Tunnel des Todes
AutorFrank Maria Reifenberg; mit Illustrationen von Daniel Ernle
GenreAbenteuer
Lesealter10+
Umfang93 Seiten
Edition1. Auflage
VerlagRavensburger Buchverlag
ISBN978-3-473-36896-9
Preis9,99 €

Bei einem Vortrag an seiner Schule bemerkt Marvin einen Mann mit einer auffälligen Narbe im Gesicht, der sich an die Fersen seines besten Freundes Danny geheftet hat. Als Danny einen mysteriösen Anruf von seinem Vater erhält, wird den beiden Jungen klar, dass sie sich in ernster Gefahr befinden. Unbekannte haben sich in das System der New Yorker U-Bahn gehackt und ein Unglück kann nur verhindert werden, wenn Marvin und Danny einen USB-Stick von Dannys Vater aus einem Versteck holen. Dabei ist ihnen der Narbenmann immer dicht auf den Fersen und er scheint zu allem bereit, um zu verhindern, dass Marvin und Danny an den USB-Stick gelangen.

Innerhalb von nicht einmal zwölf Stunden steckte ich zum zweiten Mal in einer U-Bahn fest, die unfreiwillig zum Stehen gekommen war. Allerdings gab es einen Unterschied. Dieses Mal öffnete ich die Notverriegelung des Waggons.
“Bist du verrückt?”, schrie Danny. “Ich glaube es nicht. Du bist verrückt.”
“Halte den Narbenmann auf!”, gab ich zurück.
Die Rufe der Leute ignorierte ich, die wüsten Beschimpfungen ebenso. Eine Durchsage rief zur Ruhe auf: “Beachten Sie die Anweisungen des Personals, bleiben Sie ruhig, verlassen Sie auf keinen Fall den Waggon.”
Ich fummelte den USB-Stick mit unserer Präsentation für die Homepage aus dem Rucksack. “Gib mir den von deinem Vater!”, befahl ich Danny. Mein Tonfall war so scharf, dass er gar nicht daran dachte, sich zu wehren.
“Halte ihn irgendwie auf, zur Not gibst du ihm unseren Stick. Vielleicht glaubt er dann, dass er hat, was er braucht.”
Ohne seine Antwort abzuwarten, nahm ich den Stick seines Vaters und sprang auf die Gleise. Danny und mehrere Dutzend anderer Augenpaare starrten mir entgeistert hinterher.
Ich sprintete los. Die Strecke war mir von meinen Fahrten zur Schule einigermaßen vertraut. Wir mussten knapp die Hälfte der Strecke zur Station zurückgelegt haben. Ich hoffte, dass mein Gefühl mich nicht trog.
(Seite 75-76)

"60 Sekunden entscheiden über dein Leben – Im Tunnel des Todes": der Titel von Frank Maria Reifenbergs neuem Buch verspricht Spannung und Nervenkitzel pur. Bereits die ersten Seiten versetzen den Leser mitten ins Geschehen: Marvin sprintet gerade durch einen New Yorker U-Bahn-Tunnel, als plötzlich eine Bahn hinter ihm heranrast. Der Junge befürchtet, dass nun sein letztes Stündlein geschlagen hat. Ob es Marvin gelingt, rechtzeitig aus dem Tunnel zu kommen, erfährt der Leser erst am Ende des Buches.  

In einer Art Rückblende schildert der Ich-Erzähler Marvin die Geschehnisse des Tages. Angefangen beim ersten Auftauchen des mysteriösen Narbenmannes, bis hin zu seiner Flucht mit Danny vor den Hackern des U-Bahn-Systems.

Durch die Erzählperspektive aus der Sicht Dannys ist der Leser immer direkt am Geschehen und fiebert Kapitel um Kapitel mit. Da Marvin und Danny wie zwei ganz normale Jungen erscheinen, bieten sie für jeden jugendlichen Leser ein Identifikationspotenzial. Trotz der Gefahr, in der die beiden sich befinden, ist besonders Marvin immer zu einem lockeren Spruch aufgelegt, was ihn sehr sympathisch erscheinen lässt.

Die Thematik eines Hackerangriffs auf das New Yorker U-Bahn-System greift auf aktuelle gesellschafspolitische Konfliktpotenziale  zurück und holt den Leser so in seiner Alltagswelt ab. Dabei sind die Hintergründe gut erläutert, sodass auch jüngere Leser keine Verständnisprobleme haben dürften.

Mit 93 Seiten hat das Buch einen sehr überschaubaren Umfang, was dem Spannungsaufbau zugutekommt. Die Handlung rast nur so dahin. Die Erzählung wird zu keiner Zeit langatmig. Ein besonderes Highlight des Buches sind die zahlreichen Infokästen zu den Themen "Computerwissen" und "New York". Die Infos wurden vom Autor geschickt verpackt, sodass sie den Lesefluss nicht beeinträchtigen.

Auch die Kapitel haben mit durchschnittlich acht Seiten eine angemessene Länge. Nicht selten enden die Kapitel mit einem Cliffhänger, sodass man unbedingt gleich weiterlesen will. Dadurch, dass Marvin als Erzähler eingesetzt wird, ist die Sprache für junge Leser leicht verständlich.

Neben dem Titel verspricht auch das Cover ein aufregendes Lesevergnügen. Es knüpft mit der Darstellung eines vor einer U-Bahn herrennenden Jungen direkt an das erste Kapitel an. Sowohl das Cover, als auch die zahlreichen Illustrationen innerhalb des Buches sind im Comic-Stil gehalten. Sie greifen wichtige Handlungspunkte auf und machen so die Ereignisse noch greifbarer.

Insgesamt bietet Frank Maria Reifenbergs Buch ein spannendes Leseerlebnis von der ersten Seite an. Der Ich-Erzähler Marvin nimmt den Leser gewissermaßen an der Hand und rennt mit ihm durch New Yorks Straßen und U-Bahnen. Durch den andauernden Nervenkitzel und den starken Bezug zur Computerwelt kommen insbesondere jugendliche männliche Leser auf ihre Kosten.

"Im Tunnel des Todes" ist der dritte Band der Serie "60 Sekunden entscheiden über dein Leben". Jedes Buch der Serie erzählt von unterschiedlichen Protagonisten und Erlebnissen, sodass die Bücher nicht in einer bestimmten Reihenfolge gelesen werden müssen.
In der Reihe "60 Sekunden entscheiden über dein Leben" sind bislang erschienen:
Band 1: Der Schrecken der Tiefsee.
Band 2: Das Geheimnis der Teufelsschlucht.
Band 3: Im Tunnel des Todes.

Der Autor Frank Maria Reifenberg schreibt nicht nur spannende Romane für Kinder und Jugendliche, sondern engagiert sich auch selbst im Bereich der Leseförderung für Jungen. Mehr Infos unter: frankmariareifenberg.wordpress.com/leseforderung-fur-jungen/