Buchcover Andreas Schlüter: Machine Boy

Die Jugendlichen Tim und Paulina wollen eigentlich nur einen schönen Kurzurlaub an der Ostsee...

Rezension von Sarah Olszak

Die Jugendlichen Tim und Paulina wollen eigentlich nur einen schönen Kurzurlaub an der Ostsee genießen, aber schon in der ersten Nacht werden sie dabei gestört. Ein 10-jähriger Junge namens Ari klaut ihnen Lebensmittel und Kleidung. Weil er verletzt und offenbar von zu Hause weggelaufen ist, wollen die beiden ihm helfen und bringen ihn zunächst nach Wismar, wo sie seine Wunden behandeln und Unglaubliches von Ari erfahren: Er behauptet, ein Klon zu sein...

BuchtitelMachine Boy
AutorAndreas Schlüter
GenreKrimi & Thrill
Science Fiction
Lesealter14+
Umfang269 Seiten
Edition1. Auflage 2014
VerlagKosmos
ISBN978-3-440-13684-3
Preis12,99 €

Die Jugendlichen Tim und Paulina wollen eigentlich nur einen schönen Kurzurlaub an der Ostsee genießen, aber schon in der ersten Nacht werden sie dabei gestört. Ein 10-jähriger Junge namens Ari klaut ihnen Lebensmittel und Kleidung. Weil er verletzt und offenbar von zu Hause weggelaufen ist, wollen die beiden ihm helfen und bringen ihn zunächst nach Wismar, wo sie seine Wunden behandeln und Unglaubliches von Ari erfahren: Er behauptet, ein Klon zu sein! Ari wurde in einem Wismarer Eliteinternat gezüchtet, ist von dort geflohen und wird nun verfolgt. Er ist  auf die Hilfe der Jugendlichen angewiesen, doch als er will, dass sie den Chip in seiner Ferse entfernen, halten sie ihn für verrückt und rufen die Polizei. Aber dann werden plötzlich alle drei verfolgt. Paulina und Ari werden erwischt und in das Internat gebracht. Wird Tim es schaffen, die beiden zu retten? Und werden sie in der Schule tatsächlich das vorfinden, was Ari erzählt hat: Einen Ort, an dem durch Gentechnik hochintelligente Klone ausgebildet werden, die später die Spitzenpositionen in der Wissenschaft einnehmen sollen?

Er war wieder zurück. Sie hatten die Verfolger nicht kommen sehen. Nachdem Paulina ihn aus dem Wasser gefischt hatte, waren sie losgelaufen, am Ufer entlang Richtung Bahnhof, wie Tim es ihnen noch zugerufen hatte. Sie hatten geglaubt, die Security wäre Tim gefolgt. Doch dann standen sie plötzlich vor ihnen. Er hätte es wissen müssen. Das Wasser hatte den letzten Rest Alufolie von seiner Ferse gespült und damit hatte der eingepflanzte GPS-Sender ungehindert seinen Standort verraten. Er hatte in dem Moment einfach nicht daran gedacht.
Wie Gespenster waren sie aus einem der Büsche am Ufer aufgetaucht und hatten kurzen Prozess gemacht. Paulina hatten sie mit einer Spritze narkotisiert. Da war die Security wenig zimperlich. Ihn selbst hatten sie einfach nur geschnappt. Er wusste ja, dass sie ihn ins Internat zurückführen würden. Ob sie Paulina ebenfalls hierhergebracht hatten? Auf dem Weg zurück waren sie getrennt worden. Ari hatte in ein anderes Auto umsteigen müssen. Vermutlich würde er sie nie wiedersehen.
Alles war schiefgelaufen. Zu schlechte Planung. Zu schlechte Umsetzung der Planungs-Fragmente. Er erwies sich für solche Aufgaben als unfähig. (S. 126)

Andreas Schlüters Roman „Machine Boy“ thematisiert eine ethische Frage, die in der heutigen Gesellschaft immer wichtiger wird: Sollte man Menschen klonen dürfen oder nicht? Die technischen Mittel existieren bereits, wie der Roman zeigt, aber ist der Eingriff in die Natur nicht zu groß? Junge Menschen, die im Zeitalter der Technik aufwachsen, werden durch diesen Roman zum Nachdenken über diese Frage angeregt.

Im Zentrum der Handlung stehen einerseits das junge Pärchen Tim und Paulina, und andererseits der aus dem Internat geflohene Klon Ari. Besonders spannend wird die Handlung durch die Perspektivwechsel zwischen den beiden Seiten: die längeren Kapitel schildern die Handlung mit Fokus auf die Gedanken des Pärchens, während die kürzeren, kursiv geschriebenen Kapitel Aris Gedanken darstellen. Damit kann sich der Leser sehr gut in alle Personen hineinversetzen. Gerade bei Tim und Paulina kann sich der Leser fragen, wie er selbst in ihrer Situation handeln würde: Würde er Ari glauben? Würde er ihm auch wie die beiden helfen wollen, dem Internat den Rücken zu kehren?

Im ersten Teil der Handlung lernen sich die Protagonisten kennen, wobei es interessant ist zu verfolgen, wie sich langsam eine Gruppendynamik entwickelt. Der hochintelligente Ari hat Probleme beim Umgang mit Menschen, aber da er völlig hilflos ist, lernt er nach und nach, Tim und Paulina zu vertrauen. Auch den beiden fällt es zunächst schwer, Aris Geschichte zu glauben, vor allem weil menschliche Klone streng verboten sind, doch auch sie gewinnen zunehmend Vertrauen dem Jungen gegenüber und fühlen sich sogar für ihn verantwortlich. Spätestens als alle drei von der Security des Internats verfolgt werden ist klar, dass keiner von ihnen einen der beiden anderen im Stich lässt.
Der zweite Teil spielt vor allem im Internat, doch die Protagonisten handeln nun zunächst nicht als Gruppe, sondern jeder für sich, da sie durch die Security voneinander getrennt wurden. Interessant ist hierbei, dass nicht jeder versucht, sich selbst zu retten, sondern wieder zu den anderen zu gelangen, um sich gemeinsam zu befreien und die Schule auffliegen zu lassen. Auch hier bieten sich dem Leser gute Identifikationsmöglichkeiten.

Auf der Suche nach Ari finden Tim und Paulina Beweise für das schreckliche Treiben der Schule. Mit den Videos, die sie gemacht haben sowie durch das Auslösen eines Feueralarms gelingt es ihnen nicht nur, die Öffentlichkeit auf die illegale Schule aufmerksam zu machen, sondern auch Ari vor seiner Bestrafung zu bewahren, so dass er als normales Kind bei ihnen in Hamburg aufwachsen kann.

Auch der Anhang des Buches sollte nicht außer Acht gelassen werden, da er durch Zeitungsartikel aus den Jahren 2010 bis 2013 zeigt, wie aktuell das Thema Klonen tatsächlich ist.

Der Umfang des Buches und vor allem die kurzen, aber umso spannenderen Kapitel erlauben es auch „Lesemuffeln“ mit Freude an diesen Roman ranzugehen. Obwohl die Sprache leicht verständlich ist, ist der Roman für Leser unter 14 Jahren eher ungeeignet, da das Thema doch etwas anspruchsvoller ist. Für ältere Kinder und Jugendliche ist „Machine Boy“ jedoch ein durchaus spannender und empfehlenswerter Roman.