Buchcover Fabian Lenk: Das Wunder von Bern (Die Zeitdetektive Band 31)

Die Zeitdetektive reisen diesmal zur Fußball-Weltmeisterschaft 1954. Die deutsche Mannschaft steht...

Rezension von Thorsten Hadeler

Die Zeitdetektive reisen diesmal zur Fußball-Weltmeisterschaft 1954. Die deutsche Mannschaft steht überraschend im Finale gegen die alles überragenden Ungarn. Doch bei den Vorbereitungen zum entscheidenden Spiel kommt es immer wieder zu seltsamen Zwischenfällen im Lager der Deutschen. Die neuen Fußballschuhe mit austauschbarn Stollen sollen gestohlen werden, das Vitamingetränk der Kicker wird mit einem Brechmittel versetzt...

BuchtitelDas Wunder von Bern
AutorFabian Lenk; mit Illustrationen von Almud Kunert
GenreAbenteuer
Lesealter8+
Umfang154 Seiten
Edition1. Auflage 2014
VerlagRavensburger Verlag
ISBN978-3-473369669
Preis8,99 €

Die Zeitdetektive reisen diesmal zur Fußball-Weltmeisterschaft 1954. Die deutsche Mannschaft steht überraschend im Finale gegen die alles überragenden Ungarn. Doch bei den Vorbereitungen zum entscheidenden Spiel kommt es immer wieder zu seltsamen Zwischenfällen im Lager der Deutschen. Die neuen Fußballschuhe mit austauschbarn Stollen sollen gestohlen werden, das Vitamingetränk der Kicker wird mit einem Brechmittel versetzt... Und selbst nach dem sensationell gewonnenen Finale hören die Anschläge nicht auf: Im Zug auf der Heimreise werden die Goldmedaillien gestohlen. Steckt der seltsame Reporter mit dem ungarischen Akzent dahinter? Oder wollen die ungarischen Fans ihrer Mannschaft helfen? Die Zeitdetektive müssen immer wieder von neuem Anschläge verhindern und versuchen herauszufinden, wer dahinter steckt.

Der Junge stupste die Tür ganz vorsichtig an. Sie schwang ein Stück auf.
Leon erstarrte. Eine schlanke Gestalt, die ihm den Rücken zuwandte, beugte sich mit einer Spritze über eine Flasche.
Kija fauchte angriffslustig.
Die Bewegungen des Mannes gefroren für einen Moment, doch dann kam wieder Leben in ihn. Ohne sich umzudrehen, stellte er die Flasche auf den Schreibtisch, stürmte zur Balkontür und riss sie auf.
Und Leon? Der schrie gellend um Hilfe.
Erst dann kam er auf die Idee, dem Mann nachzusetzen. Der Junge linste auf den Balkon und sah gerade noch, wie der Kerl sich über das Geländer schwang und an der Regenrinne hinunterkletterte.
Dreißig Sekunden später tauchte eine junge Frau mit Schürze in dem Zimmer auf.
„Hast du so geschrien?“, fragte sie vorwurfsvoll.
„Hier ist eingebrochen worden!“, erwiderte Leon.
Das Zimmermädchen schlug entsetzt die Hand vor den Mund. Dann holte es Verstärkung. Kurz darauf drängten alle möglichen Leute in den Raum, in dem, wie Leon nun erfuhr, Mannschaftsarzt Loogen wohnte. Auch Kim und Julian, beide mit den gewünschten Autogrammen, waren darunter, ebenso jemand von der Hotelleitung, Herberger, einige Spieler und der Arzt selbst.

Der hier vorliegende, jüngste Band aus der Reihe "Die Zeitdetektive" ist der einunddreißigste, und mancher wird sich vielleicht fragen, ob es sinnvoll ist, mit einem so späten Band in die Reihe einzusteigen. Es ist allerdings so, dass dem Leser zum einen das nötige Vorwissen gleich am Anfang mitgeliefert wird, und dass sich zum anderen dieser vorliegende Band in seinen Eigenheiten nicht wesentlich vom ersten Teil der Reihe ("Verschwörung in der Totenstadt"; Thema altes Ägypten) unterscheidet - und wohl auch nicht von den dazwischen liegenden.

So gehört es zum Beispiel zu den Besonderheiten der Zeitdetektive, dass der Autor Fabian Lenk großen Wert auf Action legt, die drei Protagonisten Julian, Kim und Leon aber nur recht oberflächlich charakterisiert werden. Schon Äußerlichkeiten wie Sportlichkeit oder Bildung werden kaum eingesetzt, um die Figuren voneinander zu unterscheiden. Aber auch Charaktereigenschaften wie Mut, Einfühlungsvermögen oder Spürsinn sind relativ gleichmäßig verteilt. So wird es dem jungen Leser leider erschwert, Sympathien für einzelne Figuren zu entwickeln und sich mit den Protagonisten zu identifizieren. Die drei agieren sozusagen immer als Ganzes und können meist auch nur als homogene Gruppe wahrgenommen werden.

Was Fabian Lenk aber sehr gut gelingt, ist eine spannende Geschichte zu erzählen. Eine Fußball-Weltmeisterschaft in der Schweiz in den 50er Jahren ist vielleicht nicht unbedingt das exotische Sujet, in dem man eine abenteuerliche Geschichte erwarten würde. Der Autor schafft es jedoch meisterlich, hier eine sehr spannende und glaubhafte Erzählung zu konstruieren. Mit versuchten Anschlägen und Diebstählen lässt er sich einiges einfallen, um die Zeitdetektive immer wieder in Situationen zu bringen, in denen sie ihren Mut beweisen können.

Dies ist umso bemerkenswerter, als sich Fabian Lenk in den Zeitdetektive-Geschichten einem engen Rahmen unterwirft. Er sucht sich immer ein echtes historisches Ereignis oder eine historische Persönlichkeit, um seine Figuren in deren Umfeld anzusiedeln. Hierbei hält er sich möglichst genau an die Vorgaben und gibt im Anhang zu vielen Namen und Begriffen noch Erläuterungen. So sind die Geschichten nicht nur spannend, sondern auch im besten Bildungssinn sehr lehrreich.

In "Das Wunder von Bern" erfahren wir zum Beispiel Einiges darüber, wie es nach dem Krieg um die deutsche "Volksseele" bestellt war, oder auch Triviales wie dass Adi Dassler, bekannt als Begründer von Adidas, damals Zeugwart der deutschen Mannschaft war und für sie die Fußballschuhe mit austauschbarn Stollen erfunden hat - worauf von vielen Beobachtern ein großer Teil des Erfolgs der Deutschen zurückgeführt wurde.

Nur dort, wo einem Adi Dassler oder auch einem Sepp Herberger, dem Trainer der deutschen Mannschaft, der sie auf den berühmten Mannschaftsgeist eingeschworen hat, ein wenig Leben eingehaucht werden müsste, wo die Figuren in ihren Motivationen und vielleicht auch einmal ihren Widersprüchlichkeiten dargestellt werden müssten, da lässt Fabian Lenk seine Leser seltsam allein. Dennoch ist "Das Wunder von Bern" ein lesenswertes, vor allem ein spannendes und zugleich lehrreiches Buch, an dem jüngere Leser ihre Freude haben werden.

Für  Vielleseprogramme geeignet.