Buchcover Tanja Janz: Ein Nerd wie du und ich

Der dreizehnjährige Dagwin und sein bester (und einziger) Freund Quentin zählen in ihrer Klasse eher...

Rezension von Nina Vogel

Der dreizehnjährige Dagwin und sein bester (und einziger) Freund Quentin zählen in ihrer Klasse eher weniger zu den beliebten Schülern. Als leidenschaftliche Nerds interessieren sie sich mehr für Computer, Mathematik und Wissenschaft als für so angesagte Themen wie Sport oder Musik und sind dementsprechend die Außenseiter in ihrem Jahrgang, die häufiger mal in Schulspinde eingesperrt werden und mit Mädchen deswegen leider auch nichts am Hut haben...

BuchtitelEin Nerd wie du und ich
AutorTanja Janz
GenreAnti-Helden & Schelme
Lesealter10+
Umfang224 Seiten
Edition1. Auflage
VerlagLoewe Verlag, 2014
ISBN978-3-7855-7868-1
Preis7,95 € (broschiert)

Der dreizehnjährige Dagwin und sein bester (und einziger) Freund Quentin zählen in ihrer Klasse eher weniger zu den beliebten Schülern. Als leidenschaftliche Nerds interessieren sie sich mehr für Computer, Mathematik und Wissenschaft als für so angesagte Themen wie Sport oder Musik und sind dementsprechend die Außenseiter in ihrem Jahrgang, die häufiger mal in Schulspinde eingesperrt werden und mit Mädchen deswegen leider auch nichts am Hut haben. Als Dagwin von seinem Onkel ein Logbuch geschenkt bekommt, nutzt er dieses zusammen mit Quentin, um ein wissenschaftliches Experiment durchzuführen. Als angehende Wissenschaftler wollen sie das Geheimnis wahrer Coolheit erforschen, nicht zuletzt um ihren eigenen „Coolness”-Faktor endlich zu erhöhen und auf der „Beliebtheitsskala" nach oben zu rücken. In dem Logbuch berichtet Dagwin von seinen Erlebnissen während der Zeit seines Experiments, das sich zu Beginn vor allem durch fehlgeschlagene Versuche und allerhand Missgeschicke auszeichnet.

Die Leseprobe zu „Ein Nerd wie du und ich” von Tanja Janz finden Sie hier.

Dagwin Klemper, dessen komischer Name sich aus den Vornamen seiner Eltern (Dagmar und Winfried) ergibt, ist ein typischer Anti-Held: groß, dürr und unsportlich. Interessiert an Wissenschaft, Mathematik, Computern und allerhand anderer Sachen, die auf der „Beliebtheitsskala” weit unten liegen, gilt er als Nerd, mit dem sich weder die coolen Mitschüler noch die Mädchen näher auseinandersetzen wollen. Sich selbst (und seinen besten Freund Quentin) zählt er auf einer selbst erstellten Liste zu den Top-Ten-Losern der Schule (S. 42), demgegenüber es natürlich auch eine Top-Ten-Liste der coolen Leute gibt, auf der die sogenannten „Endkühlen” zu finden sind, die angesagte „Ghetto Gang” (S. 47) der Klasse. Dies bildet auch den Ausgangspunkt der Erzählung. Dagwin und sein Kumpel Quentin, die Außenseiter der Klasse, werden entweder von ihren Mitschülern ignoriert, oder aber von diesen mit allerhand Gemeinheiten konfrontiert, was natürlich dazu führt, dass die beiden beliebter sein möchten.
Als sich Dagwin und Quentin zu Beginn des Romans im Sportunterricht wie gewöhnlich auf der Auswechselbank wiederfinden (oder auch der „Loserbank” (S. 23), wie Dagwin sie bezeichnet), ihnen aber nicht wie sonst auch das Aufpassen auf Schlüssel und Handys zuteil wird, sondern Kevin-Enrico, einem beliebten Mitschüler und Mitglied der „Endkühlen”, stellt sich den beiden die Frage, wie man überhaupt cool wird und welche Vor- und Nachteile das hat. In einem Logbuch, das Dagwin von seinem Onkel für wissenschaftliche Untersuchungen geschenkt bekommen hat, wollen sie nun das Experiment festhalten, in dem sie genau dieser Frage auf den Grund gehen und so das Geheimnis wahrer Coolheit untersuchen.
In mehreren Logbucheinträgen werden verschiedene Versuche unternommen, die sich mit der Untersuchung der Coolheit anderer beschäftigen oder aber dazu dienen sollen, dass Dagwin und Quentin selbst cooler werden. Gerade zu Beginn der Untersuchung schlägt dies aber immer wieder fehl. So fällt Quentin zum Beispiel beim ersten Versuch (einer Mutprobe) vor lauter Angst vor den Endkühlen in Ohnmacht, und auch der zweite Versuch trägt nicht zur „Coolness” der beiden bei, da sie beide im Ententeich des Parks landen und zum Gespött der Klasse werden. Sogar als sie endlich einmal durch einen glücklichen Zufall zu einer coolen Party eingeladen werden, hilft ihnen dies nicht, da die beiden damit beschäftigt sind, einem jüngeren Schüler auf Drängen von Dagwins Mutter das ganze Wochenende lang Mathenachhilfe zu geben. Nicht einmal mit seinen guten Noten kann Dagwin punkten. Bei dem Versuch, einem der beliebten Mitschüler regelmäßig die Hausaufgaben abschreiben zu lassen, um so auf der „Beliebtheitsskala” nach oben zu rücken, werden beide, sowohl Dagwin als auch der beliebte Kevin-Enrico, erwischt und somit resultiert auch aus diesem Versuch eher das Gegenteil des eigentlich erwarteten Ergebnisses.  Hilfe finden die beiden sympathischen Antihelden zwischendurch in Dagwins Bruder und seiner Freundin, und auch der anfangs lästige Nachhilfeschüler stellt sich noch als wichtige Stütze in ihrem Projekt heraus.
Gegen Mitte des Romans kristallisiert sich dann, inmitten der ein oder anderen kleinen Alltagskatastrophe, ein etwas größerer Handlungsstrang heraus, der mit reichlich Spannung aufwartet. Die beiden Antihelden werden zufällig Zeuge, wie der Schulhausmeister mitten in der Nacht Fahrräder in einen Schuppen fährt und das gerade zu der Zeit, als in der Schule mehrere Mitschüler über gestohlene Fahrräder klagen. Als die beiden das Rätsel um die gestohlenen Fahrräder letztendlich lüften und dann auch noch durch Zufall die Bekanntschaft eines bekannten Musikers machen, scheinen sie ihr Ziel endlich erreicht zu haben – denn plötzlich zählen sie zu den angesehenen Schülern ihrer Schule. Zwar haben sie das ganz anders geschafft als ursprünglich gedacht, aber immerhin sind sie endlich bei ihren Mitschülern beliebt. Am Ende notiert Dagwin zwar in einem Logbucheintrag, dass das nicht automatisch heißt, sie seien jetzt für immer cool, aber immerhin haben sie ihren Versuch mit positiven Ergebnissen beenden können.
Erzählt wird die Geschichte aus Sicht von Dagwin in der Ich-Form. In überschaubaren Kapiteln werden die einzelnen Stufen und Ereignisse des Versuches geschildert – und das auf sehr verständliche Art und Weise. Auch wird der Haupttext immer wieder durch Logbucheinträge oder Internet-Chats unterbrochen, was das Ganze lebendiger wirken lässt und die Geschichte so gerade für junge Leser interessanter macht. Die Logbucheinträge heben sich hier deutlich durch eine fingierte Handschrift und witzige Illustrationen vom Haupttext ab, und auch die Chats sind aufgrund der anderen Schriftart leicht zu erkennen.
Auffällig ist auch die Art und Weise wie Dagwin seine Geschichte erzählt. Zwar werden so ernste Themen wie Mobbing (gerade auch in Bezug auf die Problematik sozialer Netzwerke) angesprochen, jedoch werden diese nicht allzu ernst und explizit in den Vordergrund gerückt, sodass junge Leser zwar darauf aufmerksam gemacht werden und zum Nachdenken angeregt werden, das Ganze allerdings nicht allzu beklemmend und bedrückend wirkt. Mit trockenem Humor, viel Sarkasmus und allerhand lustigen Anmerkungen kommentiert Dagwin die Ereignisse, was die Erzählung zu einem vergnüglichen Leseerlebnis macht. So bezeichnet er die Aktion, in der er Kevin-Enrico seine Hausaufgaben abschreiben lässt, als „Klo-Service” (S. 130), da die Übergabe besagter Hausaufgaben immer in der Jungentoilette stattfindet. Und auch die Erkenntnis, dass er und Quentin jetzt wohl nicht für immer cool sein werden, und schon erste Anzeichen sichtbar werden, dass sie schon wieder auf der „Beliebtheitsskala” nach unten rücken, bezeichnet er ironisch als „Rückkehr der Nerdigkeit” (S. 221).
Ganz nebenbei schafft es das Buch auch, einiges an Wissen zu vermitteln. Gerade Quentin, der von seinen Mitschülern „Wikipedia” genannt wird (S. 13) und im Schuppen an einer eigenen Rakete bastelt, steuert immer wieder interessante Fakten bei, was für den Leser nicht nur äußerst interessant ist, sondern auch Spaß am Wissen vermittelt. Und auch an Anspielungen spart der Roman nicht, so kann man zum Beispiel immer wieder Anspielungen auf die moderne Popkultur finden, was für reichlich Komik sorgt.
Auch das Cover ist passend gestaltet: Zu sehen ist eine Zeichnung von Dagwin und ein buntes Sammelsurium an Briefmarken, Stickern, Aufklebern und Zeichnungen, die wirken, als wären sie von Dagwin selbst auf sein eigenes Logbuch geklebt worden.
Fazit: Eine sehr witzige Erzählung, die einen Einblick in das Leben als Außenseiter gewährt und vielleicht sogar ein wenig zum Nachdenken anregt. Vor allem die Moral des Romans hinterlässt ein gutes Gefühl: Das Beste, was man tun kann, um cool zu sein, ist ganz einfach, man selbst zu sein.

„Ein Nerd wie du und ich” eignet sich hervorragend für Vielleser, aber auch Lesemuffeln, die eigentlich lieber vorm Computer sitzen, bietet dieses Buch reizvolle Unterhaltung und ermöglicht so den lustvollen Einstieg ins Lesen. Da der Schulalltag mit all seinen Facetten im Vordergrund steht, sollte dieses Buch auch in keiner Schulbibliothek fehlen, vor allem, da es mit seiner Botschaft mit Sicherheit einige Schüler zum Nachdenken anregt.

Multimedia:
Inzwischen gibt es einen Folgeband:
Ein Nerd auf Wolke sieben (Loewe 2014)

Auf youtube gibt es einen Buchtrailer von „Der Sarius“ zu „Ein Nerd wie du und ich“: www.youtube.com/watch