Buchcover Jory John und Mac Barnett: Miles & Niles - Hirnzellen im Hinterhalt

Als Miles Murphy in das Kuhkaff Yawnee Valley mitten im Nirgendwo zieht, ist er fest entschlossen,...

Rezension von Thorsten Hadeler

Wenn man glaubt, man habe schon einiges drauf, was Streiche anbelangt, ist es schwer zu ertragen, plötzlich einem ziemlich guten Konkurrenten zu begegnen. Da muss man sich schon was einfallen lassen, um den Titel als beste Trickser der Schule zu ergattern. Oder man tut sich mit seinem Konkurrenten zusammen und plant als Team den größten Streich der Geschichte.

BuchtitelMiles & Niles - Hirnzellen im Hinterhalt
AutorJory John und Mac Barnett
GenreHumor & Komik
Lesealter10+
Umfang221
Verlagcbt
ISBN978-3-570-16367-2
Preis12,99
Erscheinungsjahr2015

Als Miles Murphy in das Kuhkaff Yawnee Valley mitten im Nirgendwo zieht, ist er fest entschlossen, den Provinzeulen an seiner neuen Schule mal zu zeigen, was ein richtiger Streich ist. Da ist er dann schon etwas erschrocken, als er gleich an seinem ersten Schultag feststellen muss, dass es da einen ernsthaften Mitbewerber gibt, der kurzerhand mit dem Auto des Schulleiters die Eingangstür verbarrikadiert hat. Als Miles endlich herausgefunden hat, dass ausgerechnet der als größter Streber und brave Schulhelfer getarnte Niles Sparks sein Konkurrent ist, entbrennt ein heftiger Wettstreit zwischen den beiden um den Titel des besten Tricksers der Schule. Doch irgendwann ist den beiden klar: Wenn Sie dem gehassten Schulleiter Barry Barkin wirklich eins auswischen und den größten Streich des Jahrhunderts auf die Beine stellen wollen, müssen Sie sich zusammentun.

Willkommen in Yawnee Valley, einem idyllischen Örtchen mit weichen grünen Hü-geln, sanft plätschernden Bächen und Kühen, so weit das Auge reicht.

Einige Fakten über Yanwnee Valley: Wenn man alle Kühe von Yawnee Valley übereinander stellte, würde der Stapel bis zum Mond reichen und wieder zurück. (Aber das ist wahrscheinlich keine gute Idee, weil Kühe Höhenangst haben und im Weltraum sowieso nicht ohne Helm atmen können.)

1836 wurde aufgrund eines falschen Wahlergebnisses eine Kuh zum Bürgermeister von Yawnee Valley ernannt. (Die Kuh wurde nach ihrer Amtszeit mit überwältigender Mehrheit wiedergewählt.) Eine Statue dieser Kuh steht immer noch auf dem Marktplatz der Stadt.

Wenn man sich einen ganzen Tag lang neben eine Kuh stellt, hört man sie ungefährt hundertmal muhen. Das Muh-Zählen ist eine beliebte Freizeitbeschäftigung in Yawnee Valley.

All das machte Yawnee Valley zu einem sehr aufregenden Ort, wenn man sich für Kühe begeistern kann.

Miles Murphy konnte sich nicht für Kühe begeistern.

Was unterscheidet eigentlich gute von schlechten Witzen? Gerade mit Streichen ist das ja im Allgemeinen so eine Sache: Je fieser, desto lustiger.

Miles und Niles lassen sich eine Menge Streiche einfallen. Von der Geburtstagsparty für ein Geburtstagskind, das es gar nicht gibt, über einen Heuschreckenschwarm im Klassenzimmer bis zur Tortenwurfmaschine im Schulspint – an Einfällen mangelt es den beiden nicht. Doch bei manchen dieser Streiche bleibt dann nach dem Lachen auch ein schaler Nachgeschmack zurück, denn es gibt ja immer jemanden, auf dessen Kosten der Streich geht.

Und genau das wird (unter anderem) in der Geschichte von Miles und Niles thematisiert. Miles sprüht zwar vor Ideen, wenn es darum geht, wem man wie eines auswischen könnte, aber er muss von Niles erst noch etwas über die "Ehre" eines Tricksers lernen, nämlich: Das Opfer eines Streiches muss den Streich auch verdient haben, damit es ein wirklich guter Streich wird. Das ist sozusagen die moralische Seite eines Witzes.

Das klingt eher nach einem Lehrbuch als nach einer lustigen Geschichte? Ist es aber zum Glück nicht! Dass Jory John und Mac Barnett in "Miles & Niles" auch ein paar Gedanken über die "Philosophie des Streichemachens" Raum geben, ist eher ein Zeichen dafür, mit welcher Liebe zum Detail die beiden gemeinsam mit dem genialen Zeichner Kevin Cornell das Buch umgesetzt haben.
 
Die Geschichte hangelt sich nämlich nicht mühsam von einem Streich zum anderen, sondern liefert am laufenden Band Witze der verschiedensten Art.

Das beginnt zum Beispiel mit einer solchen Kleinigkeit, dass man sich Stuart, einen der Klassenkameraden von Miles und Niles, allein aufgrund seiner zahlreichen "Ey"- und "Echt-Mann"-Äußerungen als den Sohn seeehr entspannter Hippie-Eltern vorstellen kann.

Oder die ständig eingestreuten Zitate aus der von dem verhassten Schulleiter Barry Barkin verfassten Pflichtlektüre "1.346 spannende Tatsachen, die man über Kühe wissen sollte" – die tatsächlich ernst gemeint, an Skurrilität aber manchmal kaum zu überbieten sind. (Tatsache 922: Die Flecken einer Kuh sind so individuell wie die Fingerabdrücke eines Menschen. Dass ist gut zu wissen für den Fall, dass eine Kuh einmal eine Bank ausraubt. ... Tatsache 923: Kühe rauben keine Banken aus.)

Ja, Kühe... Den Satz "In der Ferne..." konnte ich beim Vorlesen dieses Buches schon nach dem dritten Mal nicht zu Ende bringen, ohne dass mir mein Sohn lachend ins Wort fiel und ihn mit "... muhte eine Kuh." zu Ende brachte – und dieser Satz taucht häufig auf.

Vorlesen, das ist das einzige Manko an diesem wirklich sehr witzigen Buch, Vorlesen ist eine Herausforderung, denn Miles und Niles haben nun einmal so ähnliche Namen, dass daraus einige Verwirrung entstehen kann. Aber lassen Sie sich als Eltern davon nicht entmutigen, denn wenn Sie Ihre Jungs das Buch alleine lesen lassen, entgehen Ihnen einige wunderbare Lacher (ohne schalen Nachgeschmack).

„Miles & Niles“ ist ein urkomisches und spannendes Buch mit starken und liebenswerten Hauptfiguren.