Buchcover Saskia Hula: Nuno geteilt durch zwei

Die Eltern des kleinen Nuno haben sich getrennt. Deshalb soll dieser jede Woche im Wechsel bei einem...

Rezension von Nina Filz

Die Eltern des kleinen Nuno haben sich getrennt. Deshalb soll dieser jede Woche im Wechsel bei einem Elternteil leben. Jeden Samstag zieht er von Mama zu Papa und umgekehrt. Dies hat zur Folge, dass Nuno sich an keinem Ort richtig daheim fühlt. Obwohl sowohl Vater als auch Mutter das jeweilige „zu Hause“ für ihn liebevoll gestalten, belastet den Jungen das permanente Hin und Her...

BuchtitelNuno geteilt durch zwei
AutorSaskia Hula
GenreGegenwart & Zeitgeschichte
Lesealter8+
Umfang96 Seiten
Edition1. Auflage
Verlagmixtvision
ISBN393943583X
Preis12,90 €

Die Eltern des kleinen Nuno haben sich getrennt. Deshalb soll dieser jede Woche im Wechsel bei einem Elternteil leben. Jeden Samstag zieht er von Mama zu Papa und umgekehrt. Dies hat zur Folge, dass Nuno sich an keinem Ort richtig daheim fühlt. Obwohl sowohl Vater als auch Mutter das jeweilige „zu Hause“ für ihn liebevoll gestalten, belastet den Jungen das permanente Hin und Her. Er spürt zunehmend, dass das wöchentliche Pendeln zwischen seinen Eltern ihn überfordert und zu Lasten seiner eigentlichen Bedürfnisse geht und er sich einsam fühlt. Er liebt beide Elternteile sehr und möchte eigentlich „nur“, dass seine Mama und sein Papa wieder gemeinsam mit ihm in einer Wohnung leben und sich wieder lieben. Nuno weiss allerdings nicht, wie er diesen Konflikt seinen Eltern erklären soll. Dann jedoch lernt er die neue Nachbarin Aloisia kennen. Diese launische, aber durchaus weise alte Dame findet eine Lösung für Nunos Problem.

Es ist Samstag.

Der erste von diesen neuen, blöden Samstagen.


Nuno sitzt auf der Kiste mit den Spielen und wartet auf das große Auto.


Rechts von ihm stehen der große Koffer, der kleine Koffer, die Reisetasche und die Matratze. Links von ihm stehen der Rucksack, die Schultasche, die Bücherkiste und das Katzenklo.


Hinter ihm liegen das Schlauchboot, die Gitarre, die Ski und die Skischuhe. Vor ihm sitzt Vincent in seinem Transportkorb, kratzt an den Gitterstäben und miaut. Vincent hasst den Transportkorb, aber da kann Nuno jetzt leider auch nichts machen.

Nuno teilt das Schicksal vieler Kinder und Jugendlicher unserer heutigen Zeit – er ist ein Scheidungskind. Seine Eltern beschließen zum Wohl aller Beteiligten, dass Nuno nun jeden Samstag abwechselnd bei Mama bzw. Papa wohnt. Beide Eltern versuchen alles, um ihrem Kind das jeweilige Zuhause so schön wie möglich zu gestalten und verwöhnen es. Jedoch fühlt sich Nuno einsam und steckt in einem Konflikt. Er möchte weder seinen Vater noch seine Mutter verletzen und traut sich deshalb nicht, offen mit ihnen über seine Wünsche und Bedürfnisse zu sprechen. Saskia Hula nähert sich diesem schwierigen wie auch allgegenwärtigen Konflikt auf eine sehr menschliche, einfühlsame Art und Weise und entwirft einen aufgeweckten, neugierigen, schlauen und sensiblen kleinen Jungen namens Nuno. Im Verlauf der Geschichte wird die Lebenswelt eines Trennungskindes einfühlsam und realistisch geschildert. Der Protagonist muss sich der Herausforderung stellen, den Spagat zwischen zwei Welten weitestgehend emotional alleine zu meistern. Er liebt seine Eltern, ist stets ein braver Junge, der ihnen keinen Kummer bereiten möchte und lernt Stück für Stück mit der Realität, inklusive aller Vor- und Nachteile, umzugehen. Bedingt durch die Trennung seiner Eltern reift Nuno in seiner Persönlichkeit und es wird optimistisch aufgezeigt, wie ein Kind in einer so schwierigen Situation stückweise lernt, das Beste aus einer veränderten Lebenssituation zu machen. 

Der Protagonist ist in seinem Wesen und Verhalten ein unauffälliger Junge, der sich „lediglich“ nach Normalität sehnt und möchte, dass seine Eltern wieder mit ihm gemeinsam als „normale“ Familie zusammenleben. Immer wieder wird im Verlauf der Geschichte deutlich, dass er sich allein fühlt und gerne von seinen Eltern erkannt werden möchte mit all seinen Bedürfnissen und Sehnsüchten. Nuno ist ein sozial integriertes Kind, das sehr an seinem Kater hängt, und zeichnet sich durch seine sensible, humorvolle und pfiffige Persönlichkeit aus. Zufällig lernt er die alte, barsche Nachbarin seines Vater kennen. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten freunden die beiden sich an. Damit wird in dieser Geschichte auch die wunderbare Seite einer Freundschaft zwischen den Generationen aufgezeigt. Die ältere Freundin findet sogar eine Lösung für Nunos Problem. Sie ist eine wichtige Stütze für den kleinen Jungen. 


Saskia Hula gelingt es in wunderbar empathischer Weise, die Aktualität des Themas „Konflikte und Identitätsentwicklung eines Scheidungskindes“ in dieser Geschichte aufzuzeigen und regt damit indirekt zum Nachdenken über den sensibleren Umgang mit Scheidungskindern an. Die Geschichte wird aus Nunos Sicht in der Er-Form erzählt. Das Buch hat ein für die Altersgruppe ansprechendes Cover. Es ist weitestgehend in den Farben rot und weiß gehalten und zeigt den kleinen Nuno mit seinen Habseligkeiten vor seinem geteilten Namen sitzend. Dies spiegelt sehr klar die Thematik des Buches wider, da sich der Protagonist auch alleine fühlt und den Spagat zwischen den geteilten Welten meistern muss. Die Schriftgröße ist altersgemäß und die einzelnen Kapitel weisen eine sehr gute Überschaubarkeit auf. Der Wortschatz ist verständlich und macht die Geschichte leicht lesbar, zumal die zahlreichen Illustrationen das Verstehen unterstützen. Der junge Leser kann sich als „Belohnung zwischendurch“ an den netten Bildern erfreuen und seine Vorstellungskraft beflügeln. Unter Berücksichtigung der aufgeführten Aspekte ist dieses Buch absolut empfehlenswert. Die Autorin hat mit diesem Buch ein einfühlsames, mitreißendes Werk geschaffen, dass die Problematik vieler Kinder bzw. Jugendlicher aufgreift und mit einer gelungenen Prise Humor den Schrecken nimmt, um einen konstruktiven, positiven Umgang mit dieser schwierigen Lebenslage aufzuzeigen. 


Der Protagonist Nuno ist für viele Kinder eine realistische Identifikationsfigur. Fazit: Hulas Werk ist eine gelungene Geschichte über die Herausforderungen, die sich bei einer Trennung der Eltern ergeben und die Chancen, die eine Freundschaft zwischen Jung und Alt bereithält. Zudem bietet das Buch eine wunderbare Möglichkeit für Eltern mit ihren Kindern über schwierige Gefühle und Lebenslagen zu kommunizieren.