Buchcover Finn-Ole Heinrich: Frerk, Du Zwerg!

Frerk geht in die vierte Klasse. Seine Klassenkameraden nennen ihn „Zwerg“, weil sich das auf...

Rezension von Eva Maus

Frerk geht in die vierte Klasse. Seine Klassenkameraden nennen ihn „Zwerg“, weil sich das auf „Frerk“ reimt und tatsächlich ist er weder stark noch groß. Sein Vater sagt nicht viel und seine Mutter hat oft Migräne und immer Angst vor Allergien und Bakterien. Einen großen, irischen Wolfshund, den er sich so sehr wünscht, darf Frerk deswegen ebenso wenig haben wie er fernsehen oder Gäste einladen darf...

BuchtitelFrerk, Du Zwerg
AutorFinn-Ole Heinrich
GenreFantastische Literatur
Lesealter8+
Umfang104 Seiten
Edition1
VerlagarsEdition
ISBN978-3845802480
Preis16,00 €

Frerk geht in die vierte Klasse. Seine Klassenkameraden nennen ihn „Zwerg“, weil sich das auf „Frerk“ reimt und tatsächlich ist er weder stark noch groß. Sein Vater sagt nicht viel und seine Mutter hat oft Migräne und immer Angst vor Allergien und Bakterien. Einen großen, irischen Wolfshund, den er sich so sehr wünscht, darf Frerk deswegen ebenso wenig haben wie er fernsehen oder Gäste einladen darf. Dafür muss er die gleichen Klamotten tragen wie sein Vater und blödes Müsli frühstücken.

Doch als er ein mysteriöses Ei findet, hat Frerk ein Geheimnis und das findet er fast so gut wie einen irischen Wolfshund. Das Ei wächst und bekommt ein Fell und bald schlüpfen fünf wilde Zwerge, die Frerks Leben ganz schön auf den Kopf stellen. Zwei Tage mit Zwergen in der Tasche hinterlassen ihre Spuren und plötzlich ist Frerks Zimmer eine unordentliche Zwergenhöhle, Hänseleien seiner Klassenkameraden lassen ihn völlig kalt und seine Klamotten sucht er sich selbst heraus.  

Als Frerk wieder wach wird, fühlt er sofort, wie die kleinen Leute auf seinem Kopf rumturnen. Er fühlt das Kitzeln ihrer Füße, Krallen und Pfoten, er hört ihr Lachen. Bestimmt machen die wieder irgendwelchen Käse, denkt er sofort, aber da hat er noch keinen Schimmer davon, was die Zwerge dort oben tatsächlich treiben. Er hebt vorsichtig den Kopf und fühlt, wie die kleinen Kerle von seinem Kopf purzeln. Sie halten sich an einem Ohr fest und schlackern fröhlich hin und her, als wäre Frerks Ohrläppchen eine Liane. Dann spürt Frerk, wie eine Menge Haare von seinem Kopf rieseln und eine Nagelschere in seinen Schoß fällt. O mein Gott, denkt Frerk und befühlt seinen Kopf. Er fühlt, dass da noch Haare sind, aber längst nicht mehr überall. Und er steht auf und sieht in den Spiegel. An seinen Ohren schwingen die Zwerge und machen „hui“ und „schrick, schrick, schruck“.

Sie haben Frerk eine neue Frisur verpasst, eine echte Zwergenfrisur, er hat nur noch ein paar kleine, schiefe Haarinseln, sonst haben sie ihm die Haare raspelkurz vom Kopf gefegt. Sieht aus wie ein Feld, aus dem hier und da windschiefe Büsche wachsen, nur kleine natürlich. Für einen kurzen Moment findet Frerk, dass es irgendwie gut oder wenigstens ziemlich witzig aussieht, aber dann fällt ihm ein, dass er keine Ahnung hat, wie er das seiner Mutter erklären soll.

Frerk, Du Zwerg begeistert durch eine fantasievolle und lustige Sprache, die wunderbar zu den witzigen Zeichnungen von Ran Flygenring passt. Genauso wie die Zwerge „Bambule machen“ in Frerks sterilem Elternhaus, spielt Finn-Ole Heinrich virtuos und wild mit den Worten. So wird aus Mineralwasser „Rülpsplörre“ und aus der Gabel eine „Fresseforke“.

Der anfangs sehr angepasste, fremdbestimmte und machtlose Außenseiter Frerk schildert dabei eine Lebensrealität, in der sich viele Jungen grundsätzlich widerfinden dürften. Er hat bereits bunte, wilde und kreative Gedanken als er das geheimnisvolle Ei findet, aber erst die geschlüpften Zwerge trauen sich gegen die herrschende Sprachlosigkeit zu brüllen und zu johlen, Unordnung zu machen und sich unvernünftig zu benehmen. Mit Chaos und Anarchie bringen sie die überzeichnete Sauberkeit und Ordnung von Frerks Eltern ins Wanken. Obwohl er durch die „beknackten“ Zwerge eine Menge Schwierigkeiten bekommt, macht ihn das Wissen, dass er ein Geheimnis hat, stark und unempfindlich für die Hänseleien seiner Mitschüler. Gleichzeitig schaut er sich die Räubersprache der Zwerge ab – „brät, brät“ -, steht zunehmend zu seiner eigenen Wildheit und beginnt sich von seinen Eltern zu emanzipieren. Sogar brutale Sechstklässler können ihm jetzt nichts mehr anhaben. Ob er sich die seltsamen, kleinen Gestalten nur eingebildet hat oder wohin sie schließlich verschwinden spielt dabei keine Rolle.

Durch die kurzen Kapitel, die überschaubare Textmenge je Seite und die großen Bilder ist das Buch auch für Leseanfänger gut geeignet. Sowohl die Sprache als auch die Handlung sind originell und manchmal richtig albern. Wie der herrlich sympathischen Figur Frerk machen die Erlebnisse mit den irrwitzigen Zwergen sicher auch den Lesern Lust auf ein ungestümes und freies Leben. So ist das Buch uneingeschränkt sowohl für Grundschüler zum selber lesen als auch zum Vorlesen zu empfehlen.