Buchcover Tjibee Veldkamp: Roadtrip mit Lasergirl und Beyoncé

Ate schreibt über sein Handy an seinen unbekannten Freund Baptiste, der nicht nur um Geld bittet,...

Rezension von Matthias Jakubanis

Wenn sich harmlose Textnachrichten mit einem vermeintlichen Freund plötzlich zu einem spannenden Abenteuerausflug nach Brüssel entwickeln und Du mit einem geheimnisvollen Mädchen und ihrem Huhn eine kriminelle Bande entlarvst, dann bist Du inmitten eines Roadtrip mit Lasergirl und Beyoncé: spannend geschrieben, abwechslungsreich und definitiv auch ein Stoff für ungeübtere Leserinnen und Leser. 

BuchtitelRoadtrip mit Lasergirl und Beyoncé
AutorTjibbe Veldkamp
GenreAbenteuer
Lesealter12+
Umfang126 Seiten
VerlagCarlsen
ISBN978-3-551-55765-0
Preis12,00 €

Ate schreibt über sein Handy an seinen unbekannten Freund Baptiste, der nicht nur um Geld bittet, sondern nun auch noch sein Handy verloren hat. Bevor der Kontakt also abbrechen muss, beschließt Ate, nach Brüssel zu reisen, um Baptiste ein gebrauchtes Handy zu schenken. Doch Baptiste ist eigentlich ein Mädchen namens Emeraude (mit einem Huhn namens Beyoncé als Begleiterin). Aus dem Kongo nach Belgien migriert, gehört sie einem kriminellen Clan an, von dem sie sich aber emanzipieren will. Ate wird jedoch durch diesen Clan in eine erpresserische Falle gelockt, aus der er sich und Emeraude nur knapp befreien kann - mit Mut, List sowie Unterstützung des Partners seiner Mutter. 

Eine Leseprobe kann hier eingesehen werden. 

Mit seinem Roadtrip gelingt Veldkamp ein abwechslungsreicher und spannender Roman um Vertrauen, Mitgefühl und  jugendliche Unabhängigkeit. Es zeichnet das Buch aus, gesellsc haftlich relevant zu sein, ohne mit dem ‚pädagogischen‘ Zeigefinger aufzuwarten: Das Milieu illegaler Immigration nach Europa, integrationspolitische Fehlentwicklungen, aber auch unkonventionellere Familienlebensstile und -konstellationen werden beiläufig thematisiert und schaffen zahlreiche Anküpfungsmöglichkeiten für literarische Anschlusskommunikation. Zudem bietet die Hauptfigur Ate jugendliches Identifikationspotenzial, indem er sich trotz seiner vermeintlichen Naivität als sehr unabhängig, abenteuerlustig, mutig, hartnäckig und gescheit erweist, so dass er auch schwierige Lebenssituationen bewältigen kann. 

Im Vordergrund steht jedoch eine kurzweilige und auch für ungeübtere Leserinnen und Leser geeignete Geschichte über Freundschaft und Zusammenhalt. Sie überzeugt vor allem durch einen klaren Sprachstil und auflockernde Bildelemente gleich zu Beginn der Handlung. So motivieren Handynachrichten als diskontinuierliche Elemente auch weniger versierte Leserinnen und Leser, schnell zur nächsten Seite hinüberzublättern. Die kurzen Kapitel und deren grafische Gestaltung sowie der relativ geringe Seitenumfang können zusätzlich motivieren, so dass die für jugendliche männliche Leser nicht unbedingt attraktiv wirkende Titelbildgestaltung vernachlässigenswert erscheint.

In didaktischer Hinsicht lässt sich produktionsorientiert bereits nach dem ersten Kapitel (ab S. 14) ein möglicher Fortgang mit Leserinnen und Lesern entwickeln, welche auch die grafischen Elemente („Nachrichtenblasen“) aufgreift. Literarische ‚Leerstellen‘ können durch Hintergrundgeschichten zu Emeraudes Migrationsgeschichte gefüllt werden und somit eine vertiefende Auseinandersetzung ermöglichen.

Das Wissen um den gesellschaftspolitischen Kontext ist für das literarische Verständnis nicht zwingend notwendig, eignet sich jedoch, (jugendliche) Migration, deren Ursachen, Erscheinungsformen und Lösungsmöglichkeiten zu problematisieren, zumal der Roman am Ende diese Perspektive aufgreift.