Buchcover Sabine Städing: Achtung Übernachtung! Das Geheimnis um das blaue Gespenst

Alexander Huhn – genannt Hühnchen – und sein Freund Matz sind Nachbarn und beste Freunde. Als die...

Eine Rezension von Bartholomäus Figatowski

Kein Wunder, dass Matz und Alexander ziemlich erbost sind. Da findet in der Nachbarschaft eine Kostümparty statt und ihre Eltern wollen sie einfach zuhause lassen. Das können die abenteuerlustigen Freunde nicht akzeptieren und beschließen, sich auf der Party einzuschleichen. Ein Kostüm zu finden, mit dem sie nicht auffallen, ist aber alles andere als einfach. Und als sie es schließlich auf die Party schaffen, wartet eine faustdicke Überraschung auf sie.

Achtung, Übernachtung! ist eine witzige Abenteuergeschichte mit einem besonders spannenden Finale, die auch jüngere Leser gut unterhalten wird. 

BuchtitelAchtung Übernachtung! Das Geheimnis um das blaue Gespenst
AutorSabine Städing
GenreAbenteuer
Lesealter8+
Umfang114 Seiten
VerlagThienemann-Esslinger
ISBN978-3-522-50683-0
Preis11,00 €

Alexander Huhn – genannt Hühnchen – und sein Freund Matz sind Nachbarn und beste Freunde. Als die beiden von ihren Eltern erfahren, dass am nächsten Samstagabend eine Sommerparty in der Nachbarschaft steigt, ist die Freude bei den zwei abenteuerlustigen Jungen groß. Nur schade, dass ihre Eltern nicht im Traum daran denken, sie auf diese Party mitzunehmen. Zwar darf Matz bei Hühnchen übernachten und auch die Playstation ist ausdrücklich erlaubt, doch verspricht der Abend im Vergleich zum Partyspaß der Eltern wenig spektakulär zu verlaufen. Das wollen sich die beiden abenteuerlustigen Jungen natürlich nicht gefallen lassen. Schnell wird der Plan gefasst, die Party verkleidet zu besuchen: Wäre ihr Gespensterkostüm bloß groß genug, könnte theoretisch der eine auf den Schultern des anderen sitzen. So würden sie nicht auffallen und als ein erwachsener Gast durchgehen. Doch woher ein passendes Kostüm nehmen? Zum Glück haben sie einen guten Draht zu ihrem Mitschüler Kaya, dessen Vater eine Änderungsschneiderei besitzt. Dort übt gelegentlich auch Kayas Cousin Omid an der Nähmaschine, der später mal ein Modedesigner werden will. Zu einem Freundschaftspreis näht Omid ihnen das gewünschte Kostüm. Und tatsächlich schaffen es die beiden Freunde noch rechtzeitig zur Party, weil sie in ihrer perfekten Verkleidung niemandem auffallen. Stattdessen sind sie es, denen etwas auffällt: Ein als Känguru verkleideter Gast scheint ein besonderes Interesse an den Wertsachen der anderen Partygäste zu haben, die er heimlich in seinen Beutel stopft. Ob es den beiden Jungen gelingen wird, den Kängurudieb zu stoppen?

Eine Leseprobe kann hier eingesehen werden. 

Einmal auf eine Party gehen, zu der nur Erwachsene Zutritt haben? Diesen Wunsch würden wohl viele Kinder mit Matz und Hühnchen teilen, den beiden Protagonisten in Sabine Städings Kinderroman Achtung Übernachtung. Die Art und Weise, wie es den beiden Protagonisten gelingt, eine solche Feier verbotenerweise zu besuchen, dürfte gerade jüngere Leser*innen interessieren, für die die Welt der Erwachsenen noch ein Faszinosum darstellt. Und auch Kostüme und Verkleidungen sind Elemente, die die Fantasie von Kindern anregen, erlauben sie es den Protagonisten doch, auf heimliche Weise zu ihrem Ziel zu gelangen. Wie die Jungen einen Plan aushecken, um sich auf die Party einzuschleichen, und es auch tatsächlich dorthin schaffen, führt auf der Handlungsebene zu vielen spannenden Situationen. Viel Teamgeist und ein ausgeklügeltes Gespensterkostüm – dank Sehschlitzen können sie beim Laufen sogar Hindernissen ausweichen – kommen den Jungen dabei zugute. Spannend ist auch das Handlungsende: Matz und Hühnchen beobachten einen als Känguru verkleideten Dieb und vermögen ihn sogar zu überführen. Dieser überraschende Handlungsausgang ist eine Kriminalgeschichte im Kleinen und wird viele junge Leser gut unterhalten. 

Die Handlung ist abwechslungsreich und originell – etwa mit Blick auf die Idee, dass sich die beiden Jungen ihr Kostüm von einem anderen Jungen nähen lassen, der Modedesigner werden will. Dass der Leser bis zum Schluss weiterlesen will, hat aber auch viel mit den sympathischen Hauptfiguren zu tun, die die jungen Leser*innen im Hinblick auf deren Lebenswelten ansprechen: Viele Kinder können sicher Hühnchens Enttäuschung darüber gut nachempfinden, dass ihn seine Eltern nicht auf die Feier mitnehmen wollen. Ähnliche Auseinandersetzungen um eigene Freiheiten sind ihnen auch aus dem eigenen familiären Alltag bekannt. Dementsprechend handeln Matz und Hühnchen vertraut, was gerade jungen Lesern die Identifikation mit dem Freunde-Duo und den Nachvollzug ihrer Entscheidungen erleichtert.

Abschließend lässt sich folgendes Fazit ziehen: Städings Kinderroman ist nicht nur durchweg spannend und witzig, sondern spart sich –  typisch Abenteuerroman –  die größte Überraschung für den Handlungsausgang auf. Dass Hühnchen und Matz zu ‚Gespensterdetektiven‘ werden und einen Dieb überführen müssen, verleiht der Kostümparty eine neue Dimension und schafft weitere Leseanreize.  Hervorzuheben sind schließlich das ansprechende Coverbild – Matz und Hühnchen öffnen einen Vorhang in der Form einer riesigen Gespenstermaske  und verschaffen sich Zugang zur Party – und die gelungenen Innenillustrationen.  Dank des witzigen Zeichenstils von Anna-Lena Kühler werden so auch ungeübte Leser*innen ‚mitgenommen‘ und zum Weiterlesen motiviert.

Bei Achtung Übernachtung handelt es sich um einen sehr unterhaltsamen Abenteuerroman, der gerade für Leseanfänger interessante Lesereize schafft, das Buch bis zum Ende zu lesen. Sprachstil, Vokabular und Komplexität der Satzkonstruktionen sind adressatengerecht. Glaubhafte und kurzweilige Dialoge, die auktoriale Erzählperspektive und chronologische Erzählweise sorgen dafür, dass Leseanfänger nicht überfördert werden – viel Lesespaß ist da garantiert. 

In der Grundschule kann Städings Kinderroman zudem für eine Vielzahl von leseanimierenden Verfahren wie z.B. die Lesekiste empfohlen werden; er eignet sich aber sicher auch zum Vorlesen in der Schule oder im Elternhaus. Auch fächerübergreifende Projekte wären gut möglich, die über den Literaturunterricht hinausgehen. Vorstellbar wäre beispielsweise die Verknüpfung der Lektüre mit kreativen Aktivitäten wie der Herstellung von Gespenstermasken und Kostümen.

Schließlich eignet sich der Roman auch für die Privatlektüre, zusätzliche Lesemotivation entsteht hierbei, wenn die Leser*innen bereits mit Verwandlungsgeschichten in Berührung gekommen sind.