Buchcover D.J. MacHale: Die Bibliothek der Geister - Der magische Schlüssel

Marcus O `Mara lebt mit seinen Adoptiveltern in New York und kann Ungerechtigkeiten nicht ausstehen....

Rezension von Bartholomäus Figatowski

So hat sich Marcus das Nachsitzen in der Schule nicht vorgestellt: Plötzlich spielen alle Computer verrückt und ein unheimlicher Mann im Bademantel taucht auf. Als Marcus herausfindet, dass der Mann einige Tage zuvor bei einem Unfall starb und somit ein Geist sein muss, gerät er selbst in größte Gefahr. Auf der Flucht vor einem mächtigen Dämon namens Boggin erhält er dabei ausgerechnet in einer Geisterbibliothek unverhoffte Hilfe.
Eine actionreiche Geisterjagd mit einem besonders spannenden Finale für mutige Leser ab 10 Jahren.

BuchtitelDie Bibliothek der Geister - Der magische Schlüssel
AutorD.J. MacHale
GenreHorror & Grusel
Lesealter10+
Umfang251
Edition1. Auflage
Verlagcbj
ISBN978-3570175415
Preis13,00
Erscheinungsjahr2018

Marcus O `Mara lebt mit seinen Adoptiveltern in New York und kann Ungerechtigkeiten nicht ausstehen. Und so ist sein lautstarker Protest nur logisch, als die Gemeinheiten des Sozialkundelehrers nicht aufhören. Zur Strafe muss er nachsitzen; es sollen zwei Nachmittage werden, die er niemals vergessen wird. Denn kurz bevor er nach Hause geht, erscheint mit einem Mal ein furchterregender Geisterstier und ein nicht minder geisterhafter Mann im Bademantel, die anscheinend nur von Marcus gesehen werden können. Eine Internetrecherche lässt ihn auf eine Pressemeldung über den tödlichen Unfall des Feuerwehrmanns Michael Swenor stoßen, der von Marcus als der Mann im Bademantel identifiziert wird. Um dem Geisterspuk auf den Grund zu gehen, besucht Marcus Swenors Witwe. Er erfährt von ihr, dass die Swenors mit seinen leiblichen, ebenfalls bei einem Unfall umgekommenen Eltern befreundet waren, und erhält zudem einen Messingschlüssel, der einst seinem Vater gehört hat.  Marcus staunt nicht schlecht, als ihm der Schlüssel den Zugang zu einer Geisterbibliothek eröffnet. Dort erfährt Marcus von Everett, dem Geister-Bibliothekar, dass hier Berichte über rätselhafte Ereignisse aus der Vergangenheit archiviert werden. Damit diese Fälle doch noch gelöst werden und die Opfer der mysteriösen Vorgänge nachträglich Gerechtigkeit erfahren, beschäftigte Everett Marcus‘ Vater als einen Agenten. Weil ein mächtiger Dämon namens Boggin ausgerechnet von Swenor – vor dessen Tod – freigelassen wurde, ist die Bibliothek aber nun in größter Gefahr. Die Frage, warum Swenor dies getan hat, muss Marcus jedoch zurückstellen. Zunächst muss er zusammen mit seinen Freunden Theo und Lu den Boggin wieder einfangen. Da der Boggin gleichermaßen Marcus sucht, um ihm den Schlüssel abzunehmen und die Bibliothek zu zerstören, lässt der Showdown nicht lange auf sich warten.

Eine Leseprobe kann auf der Verlagsseite eingesehen werden.

Ob die „Gänsehaut“-Kinderbuchreihe von R.L. Stine, „Die drei ???“ oder die „Ghostbusters“ – die Vorbilder für D.J. MacHales Kinderroman „Die Bibliothek der Geister“ sind unverkennbar. Das Motiv des bösen Geistes – hier ist es der Boggin, auch als Butzemann bekannt –, der von Geisterjägern bekämpft werden muss, ist spannungsgeladen und führt auf der Handlungsebene zu vielen actionreichen Situationen. Viele Kapitel werden zudem durch Cliffhanger abgerundet, etwa als der Boggin die Gestalt einer netten, älteren Dame annimmt und plötzlich von Marcus` Eltern auf einen Tee in die Wohnung hineingebeten wird. Dass der junge Leser weiterlesen will, hat auch damit zu tun, dass die Handlung ausreichend komplex ist, um zum ‚Miträtseln‘ anzuregen.

Der Boggin bedient sich vielfältiger Methoden und Trugbilder, um in den Besitz von Marcus‘ Schlüssel zu gelangen. Marcus gerät daher in manche gruselige Situation, denn der Boggin schreckt nicht davor zurück, auch Marcus‘ Familie heimzusuchen. Marcus ist dabei alles andere als ein strahlender Superheld, der von den Geheimnissen und Gefahren der Geisterwelt unbeeindruckt bleiben könnte. Ganz im Gegenteil zeigen auch die Konflikte mit seinen Pflegeeltern und die Probleme in der Schule, dass Marcus durchaus verletzlich ist, sodass der Roman stellenweise interessante, thematische Bezugnahmen auf mögliche Lebenswelten der Leser*innen erlaubt. Dadurch aber dass die Geschichte aus der Ich-Perspektive von Marcus erzählt wird, wird dem Leser die Identifikation mit der Hauptfigur und auch der Nachvollzug der teilweise sehr phantastischen Bewährungsproben, die Marcus bewerkstelligen muss, erleichtert. Marcus Freunde, die mutige Lu und der so rationale Theo, stehen als Nebenfiguren an Marcus‘ Seite und vermitteln ihm auch in manchen gruseligen Situationen Sicherheit.

Abschließend lässt sich folgendes Fazit ziehen: Wie es sich für einen Gruselroman gehört, ist MacHales „Bibliothek der Geister“ spannend wie unheimlich. Ab der ersten Seite wird der Leser in die Geschichte eingebunden und fiebert mit Marcus mit, der nicht nur die rätselhafte Geschichte eines Mordfalls lüften muss, sondern sich auch in der Gegenwart eines mächtigen Geisterwesens erwehren muss. Die Idee einer Geisterbibliothek, die ein Gegenwicht zu den Machenschaften der bösen Dämonen darstellt, verleiht der Geisterjäger-Thematik zusätzliche Tiefe.
Hervorzuheben ist schließlich das überzeugende Coverbild – in grünen Farbtönen werden Marcus und seine Freunde beim Betreten der Bibliothek gezeigt – und das rauchartig-geisterhaft gehaltene Schriftbild des Titels, sodass auf den Roman neugierig gemacht wird und ein erster Eindruck von der mysteriösen Grundatmosphäre vermittelt wird.

"Die Bibliothek der Geister" eignet sich trotz der Buchlänge von 251 Seiten gut für die Privatlektüre, wenn der junge Leser zumindest einigermaßen geübt ist. Auch der Einsatz in der Schule kann empfohlen werden, etwa im Rahmen der Arbeit mit Lesekisten oder als spannende Neuanschaffung für die Schulbücherei.