Buchcover Stephan Kösel: Master of Disaster: Chaos ist mein zweiter Name

Quentin, der zehnjährige Protagonist, sitzt bei Direktor Brandl im Büro. Warum, das erzählt er uns...

Rezension von Heidi Haunerdinger

Die Brüder Quentin und Vincent verfolgen nur einen  Plan: Stella, das schlimmste Mädchen von allen, darf nicht in Quentins neue Schule! Denn das überlebt er nicht. Doch Stella ist eine ebenbürtige Gegnerin, sie spannt die Brüder sogar für ihre eigenen Zwecke ein. Ein spannender Sommer  voller Überraschungen und Abenteuer steht den dreien bevor. Stephan Knösel hat eine witzige und kurzweilige Ferienlektüre für junge Leser geschrieben.

BuchtitelMaster of Disaster: Chaos ist mein zweiter Name
AutorStephan Kösel (mit Illustrationen von Barbara Jung)
GenreAbenteuer
Lesealter10+
Umfang232
VerlagBeltz & Gelberg
ISBN978-3-407-82355-7  
Preis12,95
Erscheinungsjahr2017

Quentin, der zehnjährige Protagonist, sitzt bei Direktor Brandl im Büro. Warum, das erzählt er uns in Rückblenden auf das vergangene Jahr. Seit Quentin denken kann, hat er Stress mit  Stella. Schon in der Grundschule  geraten die beiden immer wieder aneinander. Doch Quentin sieht ein Licht am Horizont: Wenn er sich in schulischen Belangen nicht besonders anstrengt, wechselt er zum Schuljahresbeginn an die Gesamtschule und Stella wird das Gymnasium besuchen. Doch es kommt anders als erwartet. Stellas Noten-Schnitt reicht nicht, um auf die höhere Schule zu gehen. Für Quentin ein Riesen-Schock. Um Stella loszuwerden, lässt er sich auf einen irrwitzigen Plan ein: Falls er es schafft, Stella aus dem Feriencamp zu befreien, wohin sie zur Strafe wegen des verpassten Übertritts reisen soll, dann, so verspricht es Stella ihm, sei er sie für immer los. Für diese gewagte Unternehmung  muss ein ausgeklügeltes Konzept her. Quentin und sein jüngerer Bruder Vinzent  machen sich an die Planung: Zum einen stellt sich die Frage, wie die Brüder in die Berge kommen sollen, wo das Ferienlager stattfindet, zum anderen ist offen, mit welcher Strategie sie das Mädchen befreien können? Nach mehreren missglückten Versuchen schaffen es die Brüder mit Hilfe eines echten Bären das Feriencamp aufzulösen. Doch wenn Quentin nun glaubt,  er sei Stella endlich los, hat er die Rechnung ohne die ausgefuchste Gegnerin gemacht.  Quentin wurde gelinkt und kennt nun keine Gnade mehr. Er setzt alles daran, die unliebsame Mitschülerin doch noch irgendwie loszuwerden. In einem großen Showdown zieht er alle Register und die ganze Aktion endet in einer Katastrophe. Wie soll er da nur ohne Schulverweis rauskommen. Aber Ende gut, alles gut!

Eine Leseprobe kann auf der Verlagsseite eingesehen werden.

Antipathie. Einfühlsam und realitätsnah schildert der Autor die Gedanken und Wahrnehmungen Quentins, der sich einer permanenten "Falschbehandlung" wegen  Stella ausgesetzt sieht. Diese Problematik von "Dissen" und vermeintlichen Ungerechtigkeiten seitens der Erwachsenen können bestimmt einige Jungen gut nachvollziehen. Sich mit Quentin zu identifizieren, dürfte dem Leser daher nicht schwerfallen. 

Die Hoffnung, dass sich die Wege der beiden nach der gemeinsamen Grundschulzeit trennen, erfüllt  sich nicht. Denn Stella ist nicht die Superschülerin, die sie vorgibt zu sein. Und Stella weiß genau, wie sie Quentin für ihre Belange einspannen kann. Quentin, der nur von dem Gedanken geleitet wird, endlich Ruhe von der nervigen Mitschülerin zu haben, merkt das nicht.
Eigentlich könnte es ja gut für Quentin laufen: Beide Elternteile sind entspannt und unkonventionell (die Mutter verdient den Lebensunterhalt als Gartenmeisterin, der Vater kümmert sich um die Familie und den Haushalt), sein kleiner Bruder ist ein echter Freund und die Lehrer in seinem Umfeld sind nett und interessieren sich für ihre Schüler.  Doch für Quentin ist Stella ein permanenter Stachel, der sein Leben nicht rundlaufen lässt. Dem Eindruck, dass er auch eifersüchtig und neidisch auf sie ist, kann man sich nicht ganz erwehren. Nachdem Stella wider Erwarten nach Ende der Grundschule doch auf die gleiche Schule wie Quentin wechselt, wird Quentin nur noch von dem Gedanken getrieben, die unliebsame Mitschülerin loszuwerden. Dafür legt er einen Aktionismus an den Tag, der den Leser in Staunen und Unglauben versetzt. Eltern austricksen, ein Zeltlager vorzeitig beenden und einen Schulhof unbegehbar zu machen, sind Beispiele für Quentins unerschöpflichen Ideenreichtum.   

Es macht großen Spaß, diesem wilden Treiben zu folgen. Was den Leser wirklich überrascht, ist das große Verständnis und die teilweise naive Sicht der Erwachsenenwelt.  Jungen, die gerne Abenteuer und überraschende Wendungen im Lesestoff mögen, werden in "Master of Disaster" voll auf ihre Kosten kommen. Das ist einer der Gründe, warum dieser Roman so lesenswert ist. Junge Leser – aber auch erwachsene Mitleser – werden viel Freude an der Lektüre haben. 

Leser, die einen Sinn für Sprachwitz, Ironie und ungewöhnliche Wendungen haben, werden "Master of Disaster" gerne lesen.  Ebenso eignet sich das Buch sehr gut als Klassenlektüre. Die Themen des Buches – Freundschaft, Mobbing und moralische Aspekte – bieten  Diskussionsstoff , um eine funktionierende Klassengemeinschaft zu bilden. Die Reaktionen der Erwachsenenwelt auf die Streiche der Kinder werden hier positiv und wünschenswert dargestellt.